"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"
Berchtesgadener Land Radmarathon (2010)

"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"

Schon wieder Platz 11

In diesem Jahr habe ich bis jetzt 3 Radmarathons absolviert und bei allen fuhr ich auf den undankbaren 11. Platz. In Radstadt, Bad Reichenhall und nun auch in Nauders fehlte mir wieder nur 1 Sekunde zu einem Top-Ten-Platz. Nachdem mir in den ersten beiden Wettkämpfen eine Unachtsamkeit auf der Zielgeraden zum Verhängnis wurde, musste ich diesmal meinen Kontrahenten schon vor der Zielkurve passieren lassen. Der besagte Fahrer klebte bereits bei der Abfahrt von der Norbertshöhe an meinem Hinterrad und konnte sich dann leider im richtigen Moment (vor der Zielkurve) aus dem Windschatten lösen und an mir vorbeiziehen.

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Die letzten Meter zum Stilfserjoch sind immer die schwersten

Begonnen hatte der Tag prächtig, das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und ich hatte einen Startplatz im ersten Block. Nach dem Start fuhren wir mit sehr moderatem Tempo bis nach Prad und auch die ersten Höhenmeter am Stilfserjoch wurden noch gleichmäßig und in normalen Pulsregionen zurückgelegt. Nach und nach wurde die Spitzengruppe immer kleiner und auch ich konnte mich gerade noch so halten. Nach Trafoi fuhr ich am Ende der Spitzengruppe und kämpfte in jeder Kehre um den Anschluss. Irgendwann ließ ich dann abreisen, da ich noch einige Kilometer vor mir hatte und die mussten irgendwie ja auch noch gefahren werden. Ich suchte mir mein eigenes Tempo und wurde kurz vor und nach der Franzenhöhe von drei Fahrern überholt, welche jedoch alle in Schlagdistanz blieben. Kurz vor der Passhöhe füllte ich noch schnell eine Trinkflasche, bevor es dann in Richtung Umbrailpass bergab ging. Auf dem Naturstraßenstück blutete mir das Herz, da ich um meine Zipp-Laufräder besorgt war. Zum Glück konnte ich diese sehr gefährlichen Kilometer ohne Sturz und Panne hinter mich bringen. Mein Radkollege Hans Miggenrieder hatte da nicht so viel Glück, er hatte zum Beispiel eine Panne und verlor somit mehrere Minuten. Wie jedes Jahr verliere ich auf der Naturstraße etwas Zeit auf meine Gegner, welche ich dann aber auf der weiteren (geteerten) Abfahrt locker wieder aufholen konnte.

Unten in St. Maria angekommen, bildete sich eine ca. 5 Mann starke Gruppe, welche gemeinsam den Ofenpass in Angriff nahm. Hier verständigten wir uns auf ein moderates Tempo, da die Gruppe groß genug für den flachen Streckenabschnitt durchs Engadin bleiben sollte. Bereits bei der Abfahrt nach Zernez erwischte es uns das erste Mal und wir mussten an einer roten Ampel stehen bleiben. In Zernez angekommen wurde mir dann klar, dass ich eine schlechte Gruppe erwischt hatte. Ein Fahrer mobilisierte alle anderen an der Labe anzuhalten und nochmals Wasser zu füllen. Wer sich ein wenig auskennt weiß, dass die Labe in Zernez für eine schnelle Fahrzeit so ziemlich die schlechteste Wahl ist, die man treffen kann. Man hätte zum Beispiel auf dem Ofenpass nochmals Wasser nachfüllen können oder sonst wo, aber nicht in Zernez. Hier kann man nämlich durch den Abfahrtsschwung mit ca. 50 km/h durch den Ort fahren und das Tempo auf dem folgenden flachen Stück möglichst lange halten. Wenn man jedoch abbremsen muss um viele kleine Becher in seine Trinkflasche zu schütten, verliert man sehr viel Zeit. Bis dann endlich alle soweit waren und der Rhythmus wieder gefunden wurde, verstrichen nochmals wertvolle Minuten. Somit konnten Fahrer von hinten wieder auf uns auffahren. Durch das Engadin lief es alles andere als wünschenswert, wir mussten nochmals an mehreren Ampeln mehr oder weniger lange warten und es schlossen wieder Fahrer auf uns auf. Die Gruppe wurde zwar immer größer, leider wirkte sich das keines Falls positiv aus. Mehr Fahrer bedeutet normalerweise, mehr Erholungszeit im Windschatten – nicht so bei uns. Es gab einige Fahrer, die konnten keine Führungsarbeit mehr leisten und wiederum andere wollten einfach nicht. Da ich in den Vorjahren schon öfters erlebt hatte, wie man im Engadin von einer großen Gruppe noch geschluckt werden kann, investierte ich sehr viel Energie und fuhr oft an der Spitze. Schon hier dachte ich mir, dass es ein paar Hinterradlutscher in unserer Gruppe geben würde, welche sich für den finalen Anstieg zur Norbertshöhe schonen wollten. Für mich kommt so was nicht in Frage. Ich würde mich schämen, einen Fahrer am Schluss zu überholen, der zuvor für mich einen Großteil der Führungsarbeit übernommen hat. Egal, jeder hat eben eine andere Einstellung zum Sport und zur Fairness. Umso näher wir der Norbertshöhe kamen, umso seltener wurde ich an der Spitze abgelöst. Nur noch ein paar Fahrer waren bereit, kurzzeitig Führungsarbeit zu leisten. Irgendwann war mir das alles zu blöd und ich fuhr einfach in meinem Tempo an der Spitze weiter.

Kurz vor der Abzweigung zur Norberthöhe war ich wieder einmal vorne und versuchte mir somit psychologisch einen kleinen Vorteil zu verschaffen. Ich fuhr mit vollem Schwung und einem großen Gang in den Anstieg. Im Wiegetritt konnte ich dieses hohe Tempo einige Zeit halten und mich etwas absetzen. Kurze Zeit später suchte ich ein für mich gerade noch fahrbares Tempo und quälte mich so Kehre für Kehre hoch. Bei einem Blick zurück, konnte ich noch 3 Fahrer erkennen, welche mir ernsthaft Paroli boten und sich nicht abhängen ließen. Irgendwann war es dann soweit, ein Fahrer welcher zuvor nur durch eine rote Ampel aufschließen konnte, fuhr an mir vorbei. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht mehr die nötigen Körner für einen Konter und musste ihn widerwillig ziehen lassen. Ich kam zwar der Norbertshöhe immer näher, leider kam mir jedoch auch ein weiter Fahrer von hinten immer näher. Ich gab alles was noch in meinem Körper steckte, wurde dennoch kurz vor der Passhöhe überholt.

Die ersten 7 Fahrer, welche sich am Stilfserjoch absetzen konnten, sind am ersten Berg für mich einfach zu schnell und somit außer Reichweite. Ab Platz 8 wäre für mich bei besserem Wettkampfverlauf was drin gewesen, aber zurzeit soll es einfach nicht sein. Letzten Endes habe ich in den letzen drei Jahren beim Dreiländergiro immer die gleiche Fahrzeit von 5 Stunden und 30 Minuten (+/- 1 Minute) was 2006 einen 6. Platz, 2007 einen 8. Platz und in diesem Jahr eben einen 11. Platz ergab. Diese Tendenz ist ebenfalls ein Indiz für die ansteigende Leistungsdichte und Leistungsfähigkeit an der Spitze. Ich bin wegen dieser Platzierung sicherlich nicht frustriert, eine glückliche Platzierung oder ein besonderes Aha-Erlebnis würde mir jedoch sicherlich mental gut tun. In solchen Phasen darf man nicht aufgeben und es geht immer weiter, weiter, weiter...

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Einrolltour am Samstag: Martin und Winne vor dem Reschensee

Ich war natürlich nicht alleine in Nauders, wir waren zu viert im Hotel Zentral untergebracht. Die komplette Mallorca-Trainingsgruppe 2008 stellte sich dieser Herausforderung. Martin kam mit einer Zeit von 07:04 Stunden auf Platz 566, Winne folgte mit 07:23 Stunden auf Platz 695 und Ralph meisterte seinen 1. Radmarathon mit einer Zeit von 08:25 auf Platz 1.175. Alle Fahrer im Ziel - kein Sturz – wieder einmal eine geschlossene Mannschaftsleistung von RM Mallorca.

Ergebnisliste (Platz 11 | 05:30:24 h)