"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"
Berchtesgadener Land Radmarathon (2010)

"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"

Road Trip - Teil 2: Platz 9 in Hannover

Noch am Freitagabend kamen wir in Hannover an. Der Akkreditierungs- und Startbereich befand sich direkt neben der AWD-Arena, der Heimat von Hannover 96. Nachdem wir direkt vor dem Bundesleistungszentrum Nord einen geeigneten Parkplatz für unser Wohnmobil Horst gefunden hatten, machten wir uns auf die Suche nach einer Gaststätte. Die Kohlenhydratspeicher mussten für das anstehende Rennen dringend wieder aufgefüllt werden. In der Nähe des Stadiongeländes wurden wir fündig, ein spanisches Restaurant hatte offen. Nach einem deftigen spanischen Fleischspieß mit Beilagen ging der Abend sehr gemütlich dem Ende zu. Während meine Teammitglieder noch einen Schlummertrunk im Wohnmobil einnahmen, legte ich mich in die Koje.

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Das neue Rathaus von Hannover

Am nächsten Morgen wurde ich von meinen Teamkollegen Tom und Schmude sanft und behutsam geweckt. Ich musste mich nur noch an einen reichlich gedeckten Frühstückstisch setzen. Nach einer großen Tasse Kaffee und einem Nutellabrot konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Als sowohl das Fahrrad als auch der Fahrer bereit für das Rennen waren, machte ich mich auf den Weg zu meinem Startblock. Wie so oft war ich etwas spät dran und der Startblock war schon völlig überfüllt. Hinten am Eingang zum Startblock fand ich noch eine kleine Lücke in die ich mich quetschen konnte. Für uns Amateure gab es als Abschlussrennen einen Rundkurs um Hannover mit wahlweise 50, 70 oder 100 Kilometer. Ich versuchte mein Glück auf der relativ flachen 100-Kilometer-Strecke, welche nur zwei kleinere Anstiege bereithielt.

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Das Startgelände befand sich direkt vor der AWD-Arena

Das Rennen wurde die ersten 5 Kilometer neutralisiert aus der Stadt geführt. So konnte ich meine schlechte Position aus dem Starblock bis zum offiziellen Start noch verbessern. Nachdem das Rennen freigegeben wurde, ging das Chaos los. Die Messer wurden gewetzt und es wurde um jeden Meter hektisch und ohne Rücksicht gekämpft. Wenn zu Beginn eines Wettkampfes kein Berg bzw. keine Steigung ansteht, wird das Feld nicht auseinander gerissen und die unsicheren Fahrer mischen Vorne mit. Genau diese Situation traf hier ein, das Rennen wurde sehr gefährlich und man musste ständig auf der Hut, sein um nicht abgedrängt zu werden. Während der Anfangsphase gab es auch mindestens einen größeren Unfall, welcher sich direkt hinter mir ereignete. Nachdem jedoch der Anstieg zur Burg das zweite Mal absolviert wurde, zerfiel das Feld in mehrere Gruppen. Ich konnte mich mit der ersten Gruppe ein paar Meter absetzen. Leider waren nicht sehr viele Fahrer bereit etwas für diese Flucht zu investieren, so wurden wir auch bald von der Verfolgergruppe wieder eingeholt. Mit ca. 100 Fahrern ging es nun auf die letzten Kilometer in Richtung Ziel.

Als die Zwei-Kilometer-Markierung erreicht wurde, war der Kampf um die besten Positionen endgültig entfacht. Die Straße war nun sehr breit und mit Banden eingerahmt, was ein wenig Sicherheit gewährleisten sollte. Ich habe nun versucht mich im vorderen Bereich aufzuhalten. Kurz vor dem Ziel hat mich noch ein "Fahrad-Rambo" von hinten absichtlich zur Seite gestoßen. Das Thema konnte ich mit besagtem Fahrer leider nicht ausdiskutieren, da der Zielsprint unmittelbar bevorstand. Erst wollten alle nach Vorne und plötzlich wollte jeder in die zweite Reihe. Einen Kilometer vor dem Ziel wurde ich von alleine nach vorne in die erste Reihe gespült. Zu diesem Zeitpunkt war es unmöglich nach hinten an ein Hinterrad zu kommen. Leider war es auch noch zu Früh um im Wind bis zum Ziel zu sprinten. So kam es, wie es kommen musste! Ich zog den letzten Kilometer mit Maximalleistung und einem Puls von über 190 Herzschlägen durch, was natürlich für einen Sieg niemals ausreichen konnte. Die größeren Teams, wie zum Beispiel Strassacker, waren in der ersten Reihe mit Anfahrern vertreten. Diese machten auf den letzten 100 Metern den Weg für die Sprinter frei, welche nun mit einem großen Geschwindigkeitsüberschuss an mir vorbei flogen. Ich habe jedoch auf die Zähne gebissen und mir wenigstens noch eine Topten-Platzierung gesichert. Mit dem erreichten 9. Platz war ich letztendlich auch zufrieden.

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Kurz nach dem Rennen

Nach dem Duschen fuhren wir schnellstmöglich in Richtung Süden. Wir kamen auch ohne größere Probleme aus der Stadt und anschließend ohne Umwege auf die A7. Als nächstes Ziel stand nun Niederstotzingen auf dem Navi-Display. Hier wollten wir gegen Abend eintreffen um die legendäre Stöpselclub-Party nicht zu verpassen. Auf der Autobahn verlief alles bestens, so dass wir die ersten Gäste auf der Party waren. Einige Zeit später trafen die anderen Jungs aus Seibranz ein und die Stimmung kochte schon bald über. Um ca. 1:00 Uhr fuhren wir jedoch alle gemeinsam wieder in Richtung Heimat. Unser Road Trip fand nun nach zwei Tagen und zwei Nächten sein Ende auf der Wanderer-Fete.

Nur damit keine Missverständnisse aufkommen, wir mussten nicht wie im Film "Road Trip" aus Geldmangel einen Bus stehlen oder eine Samenbank aufsuchen :-)

Ergebnisliste (Platz 9 | 02:22:41 h)