"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"
Berchtesgadener Land Radmarathon (2010)

"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"

Platz 26 beim Glocknerkönig

In diesem Jahr war die Wettervorhersage deutlich freundlicher als im Jahr 2006, es war Sonnenschein und ca. 15 Grad angekündigt. Als wir jedoch mitten in der Nacht in Richtung Großglockner gefahren sind, hat es auf der Autobahn und später auch in Bruck immer wieder geregnet. Pünktlich um 7:00 Uhr haben sich dann die Wolken verzogen und der Start konnte (wie in Österreich üblich) mit einer richtigen Kanone verkündet werden. Eine Rekordteilnehmerzahl von über 2.500 radelnden Bergziegen machte sich auf, einen der schwersten und auch Österreichs höchsten Berg zu erklimmen.

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Auch diesmal war es wieder sehr schmerzhaft ;-)

Den Glocknerkönig 2006 konnte ich damals bei Schneetreiben auf dem 19. Platz beenden. Mein Leistungsstand ist in diesem Jahr in etwa ähnlich, jedoch hat sich in den letzten Jahren mit steigenden Teilnehmerzahlen auch das Leistungsniveau erhöht.

Aus diesem Grund war meine Zielsetzung - einen Platz unter den besten 30 zu erreichen. Ab der Mautstelle merkte ich jedoch, dass dieses Unterfangen nicht einfach werden sollte. Hier fuhr mir Paul Lindner und eine größere Gruppe auf und davon. Nach und nach suchte jeder Fahrer sein eigenes Tempo und es bildeten sich immer wieder kleinere Gruppen. Ich fuhr eine ganze Zeit lang alleine, bevor dann leider von hinten ein paar Fahrer auf mich auffuhren. Dieser Gruppe schloss ich mich dann an und wir fuhren gemeinsam in Richtung Fuschertörl. Die Straßenschilder verwiesen auf die noch offenen Kilometer und mein Tacho zeigte mir die noch offenen Höhenmeter. Irgendwann kam ich entkräftet am Zielbereich von 2006 vorbei, leider war dies nicht das Ziel von diesem Jahr. Damals musste das Ziel wegen Schneeverwehungen etwas nach unten versetzt werden. Ab hier konnte man jedoch bereits den eigentlichen Zielbereich erkennen, leider noch weit entfernt und sehr hoch gelegen. Jeder Fahrer aus meiner Gruppe schmiss jetzt seine letzten Körner in die Waagschale, um sich von den anderen abzusetzen. Ich fuhr mein Tempo bis ca. 100 Meter vor dem Ziel weiter, bevor ich dann 3 Gänge hoch geschaltet habe und mich nochmals im Wiegetritt zweier Kontrahenten entledigen konnte. Die letzten Meter schafft man hier eh nicht aufgrund noch übrig gebliebener Reserven, sondern nur noch durch den Applaus und die Anfeuerung der Zuschauer.

Nach der Zieldurchfahrt rang ich hastig und verzweifelt nach Atem. Während ich also noch um jede Mundfüllung Sauerstoff kämpfen musste, bekam ich bereits die Finisher-Medaille umgehängt. Danach folgte ein bereits wohl bekanntes Ritual: Ich nahm mir definitiv und unwiderruflich vor, diesen unmenschlichen Wettkampf nie, nie, nie wieder zu fahren. Nach ein paar Stunden Erholung im Auto war ich mir bereits nicht mehr sicher, ob ich den Glocknerkönig tatsächlich nie wieder fahren würde :-)

Nachträglich konnte ich den Ergebnislisten im Internet entnehmen, dass ich mein oben erwähntes Ziel mit einem 26. Platz und einer Zeit von 1:28:13 Stunden tatsächlich erreicht hatte. Somit bin ich zufrieden und hoffe dennoch weiterhin auf meine erste Top-Ten-Platzierung. Gewonnen hat übrigens Andi Ortner vor Roland Stauder. Die schnellste Frau war in neuer Rekordzeit Karin Gruber aus Radstadt. Ich hatte gerade mal meine Jacke und eine Mütze angezogen, als der Zielsprecher bereits lauthals das Ankommen der ersten Frau verkündete. Karin Gruber lag übrigens mit ihrer Zeit von 1:31:15 Stunden in der Gesamtwertung (Frauen und Männer) auf Platz 50, das ist der absolute Wahnsinn und sehr beeindruckend.

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Königin Karin Gruber und König Andreas Ortner (Quelle glocknerkoenig.com)

Fazit, nachdem das Gehirn wieder mit Sauerstoff versorgt wurde:
Die Menschheit ist definitiv vom Aussterben bedroht. Wenn sich Jahr für Jahr über 2.000 verrückte Menschen freiwillig solche Qualen antun, endet das in der Ausrottung der eigenen Spezies :-)

Ergebnisliste (Platz 26 | 01:28:13 h)