"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"
Berchtesgadener Land Radmarathon (2010)

"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"

Mit Platz vier beim Highlander zufrieden

Auf der Fahrt nach Hohenems habe ich insgeheim auf einen Sieg gehofft. Am Ende hat es nur für den 4. Platz gereicht, aber ich war dennoch sehr zufrieden.

Bei bestem Wetter fiel pünktlich um 6:00 Uhr der Startschuss. Bereits am ersten Berg (Bödele) wurde eine ordentliche Geschwindigkeit gefahren. Leider wurde das Tempo auf den flachen Passagen immer wieder gedrosselt und so konnten die bereits abgehängten Fahrer aufschließen. Es war dann schnell klar, dass in der Anfangsphase keiner einen Ausreißversuch wagen würde.

Kurz nach der Passhöhe des Hochtannbergpasses versuchten 2 Fahrer des österreichischen Profiteams "Team-Volksbank" einen Fluchtversuch. Der Österreicher Matthias Buxhofer, der Schweizer Samuel Nagel und ich konnten jedoch die Lücke wieder schließen. Nach dem erfolglosen Ausreißversuch wurde sofort wieder das Tempo raus genommen und die anderen Fahrer konnten auch wieder aufschließen.

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Abfahrt nach Warth

Beim nächsten Mal versuchten es 3 Fahrer im unteren Teil der Arlbergabfahrt. Sie konnten sehr schnell eine größere Lücke reißen. Bis sich unsere Gruppe am Ende der Abfahrt wieder formiert hatte, waren die 3 Ausreißer schon über alle Berge. Doch dann kam von hinten der "Team-Volksbank-Express" angerollt. Die 3 Fahrer des österreichischen Profiteams haben unter sich an der Spitze "gekreiselt", so das von uns anderen keiner in den Wind musste. Kurz vor dem Aufstieg nach Raggal bedankte sich Fraser McMaster (Team-Volksbank) bei seinen beiden Teamkollegen für die Hilfe und fuhr dann wie gestört in den Berg rein. Die beiden Teamkollegen ließen sofort abreißen. Matthias Buxhofer in Diensten der 2RadChaoten und ich konnten noch folgen. Nach ein paar Metern hatten wir auch die 3 Ausreißer gestellt. Von denen konnte unser Tempo nur Patrick Vetsch (CH) mitfahren.

Zu viert konnten wir uns nun von der Gruppe deutlich absetzen. Bis Raggal bin ich an der Spitze gefahren und konnte somit mein eigenes Wunschtempo vorgeben. Danach folgte eine sehr gefährliche Abfahrt, bei der ich nur mit Glück und einem aufmerksamen Schutzengel einen Unfall vermeiden konnte. Als es dann am Ende der Abfahrt direkt in den steilen Anstieg zum Faschinajoch ging, versuchte Fraser McMaster mit einer Tempoverschärfung weg zu fahren. Zu diesem Zeitpunkt konnte ihm nur noch Patrick Vetsch folgen. Matthias Buxhofer und ich ließen abreißen.

Jetzt begann der schlimmste Teil für mich. Die Sonne schien nun gnadenlos und meine 2 Liter Wasser waren bereits aufgebraucht. So bin ich mitten im Faschinajoch innerlich ausgetrocknet. Ich konnte keinen vernünftigen Tritt mehr aufs Pedal geben. Die logische Konsequenz war das sich Matthias Buxhofer absetzen konnte und ich immer langsamer wurde. Zu diesem Zeitpunkt war mir die Platzierung völlig egal, ich musste nur noch irgendwie ins Ziel kommen. Von hinten sah ich ein paar Kehren weiter unten bereits Robert Meier und Frank Haun näher kommen. Irgendwie habe ich die Passhöhe mit einem Vorsprung von nur ein paar Metern auf meine Verfolger erreicht. Ich habe mich dann sofort in die Abfahrt gestürzt um nicht sofort überholt zu werden.

Unten in Damüls angekommen kam die Rettung - eine Oase, äh ich meine eine Labe. Ich habe sofort meine Flasche gefüllt und einen halben Liter auf Ex getrunken. Und siehe da auf einmal hatte ich wieder Kraft und einen ordentlichen Tritt. In kürzester Zeit konnte ich mich am Furkajoch wieder von meinen Verfolgern absetzen. Nach der Passhöhe bin ich dann mit viel Risiko die Abfahrt runter, bei der mich fast ein entgegenkommendes Auto erwischt hätte. Mit viel Glück und dem eisernen Willen meinen vierten Platz bis ins Ziel zu verteidigen, kämpfte ich dann im "Flachen" nur noch gegen den Wind. Mit über 2 Minuten Vorsprung auf meine Verfolger kam ich dann endlich im Ziel in Hohenems an. Zum drittplatzierten Fraser McMaster, welcher noch von Matthias Buxhofer eingeholt wurde, fehlte mir nur noch eine Minute.

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v.l.n.r. Robert Meier (5.), Stefan Reich (4.), Patrick Vetsch (1.) und Fraser McMaster (3.)

Als mir im Ziel erklärt wurde, mit wem ich ausgerissen war, wurde mir so einiges klar...

Der erste Patrick Vetsch aus der Schweiz war bereits 2-facher Junioren-Weltmeister , 2-facher Ötzi-Gewinner und früher jahrelang bei einem Profiteam der höchsten Kategorie angestellt. Der zweitplatzierte Exprofi Matthias Buxhofer war die letzen Jahre beim Team-Volksbank und zuvor mehrere Jahre beim Team Phonak unter Vertrag. Fraser McMaster (3.) ist Radprofi beim einzigen österreichischen UCI Professional Continental Team "Team-Volksbank".

...und schon war ich mit meinem vierten Platz wieder sehr zufrieden :-)

Ergebnisliste (Platz 4 | 07:01:41 h)