"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"
Berchtesgadener Land Radmarathon (2010)

"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"

Mit dem Reifen zerplatzte auch ein Saisonziel

Den Highlander habe ich in meinen Wettkampfkalender aufgenommen, da ich mir hier die größte (vielleicht sogar die einzigste) Chance auf einen Saisonsieg ausgerechnet habe. Im Nachhinein hätte es auch klappen können, aber leider platzte mir kurz vor dem Hochtannbergpass der Hinterreifen. Am Vorderrad hatte ich einen normalen Faltreifen mit separatem Schlauch montiert, welchen ich ohne weiteres hätte wechseln können. Als Hinterrad hatte ich mich jedoch für das Zipp-404-Karbonlaufrad entschieden, auf dem die Schlauchreifen aufgeklebt wurden. Leider hatte ich hierfür keinen Ersatzreifen dabei und somit war für mich das Rennen an dieser Stelle beendet. Die notgezwungene Rennaufgabe brachte ein weiteres Problem mit sich: Wie komme ich nach Hohenems zurück?

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Archivfoto

Um 4:00 Uhr in der Nacht aufstehen, anschließend 7 Stunden am Anschlag (Hochdeutsch: physischer und psychischer Grenzbereich) Rad fahren und das bei Regen - egal man hat ja nichts besseres zu tun ;-) In Hohenems angekommen, habe ich schnell meine Startunterlagen besorgt und mich umgezogen. Kurz vor dem Startschuss fing es dann richtig an zu regnen, so dass sofort jegliche Illusion auf eine eventuelle Wetterbesserung im Keim erstickt wurde. Als ich dann nach ein paar Kilometern Frank Haun im Teilnehmerfeld entdeckte, minimierten sich auch noch meine Siegambitionen. Das Bödele und den Abschnitt im Bregenzerwald konnte ich jedoch relativ kräfteschonend zurücklegen und ich fühlte mich nach dem ersten Renndrittel relativ wohl auf dem Rad. Meist habe ich ja mit der Anfangsphase so meine Probleme und aus diesem Grund rechnete ich mir auch wieder Siegchancen aus. Frank Haun ist in diesem Jahr zwar stärker als ich, aber bei einer guten Tagesform und diesem mir entgegenkommenden Profil, ist auch er nicht unschlagbar. Auf der Strecke nach Au erklang plötzlich ein für Radfahrer sehr unangenehmes Geräusch, wie wenn ein Reifen platzt. Eine Millisekunde lang dachte ich, welchen armen Kerl hat es erwischt. Just in diesem Moment senkte sich mein Hinterrad und mir wurde klar, der arme Kerl war ich :-(

Das war sie also - meine große Chance auf einen Saisonsieg. Schlimmer konnte es nun wirklich nicht mehr kommen, oder? Schließlich hatte ich eine Panne, ich musste das Rennen aufgeben, mir war kalt und es regnete ununterbrochen. Doch gerade als ich mich selbst bemitleiden wollte, schoss mir ein Gedanke ins Gehirn: Wie komme ich zurück nach Hohenems? Ich hatte keinen Ersatzreifen dabei und auch der zur Hilfe kommende Servicewagen konnte mir nicht weiterhelfen. Der freundliche Helfer nahm mich jedoch ein paar Kilometer zur nächsten Labe in Au mit. Hier wurde ich mit meinem Fahrrad ausgeladen, da der Servicewagen bereits zum nächsten Einsatz gerufen wurde. An dieser Labe gab es jedoch noch einen freundlichen Helfer, welcher mich wohl nicht frieren sehen konnte und mich nach Hohenems zurückfuhr.

Nur zur besseren Vorstellung: Dieser nette Herr hat sein Team an der Labe verlassen und sein Auto umgebaut, um einen nassen Radfahrer mit seinem schmutzigen Fahrrad wieder zum Startort zurückzufahren. Er fuhr mich ohne zu zögern die ganze Strecke über das Bödele zurück nach Hohenems. Als Dank bekam er dafür, einen nassen Vordersitz und einen schmutzigen Kofferraum.

Falls mein freundlicher Helfer diesen Bericht liest...

Vielen, vielen, vielen Dank!

Das bestätigt jedenfalls meinen Eindruck aus den Vorjahren. Der Highlander ist so professionell organisiert wie die großen Radmarathons dieser Szene, jedoch hat er sich einen familiären Charakter und ein besonders sympathisches Flair erhalten. Bereits im Jahr 2006 ist mir im Zielbereich aufgefallen, wie nett und zuvorkommend alle Helfer waren. Ich kann es jedenfalls nicht verstehen, wieso hier nicht viel mehr Radbegeisterte an den Start gehen. Der Event und die Veranstalter hätten es allemal verdient.

Um nochmals auf den sportlichen Teil zurück zu kommen, nach Einsicht der Ergebnisliste komme ich auf folgende Schlussfolgerung: Der 2. Platz hätte es sein können, wobei an diesem Tag und bei dieser Strecke vielleicht sogar noch mehr drin gewesen wäre. Da jammern nichts bringt, werd ich es halt im nächsten Jahr (bei wahrscheinlich wieder schlechtem Wetter) erneut versuchen ;-)