"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"
Berchtesgadener Land Radmarathon (2010)

"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"

Im ersten Rennen mit Platz 11 zufrieden

Bei den Wetterprognosen wusste man wenigstens im Vorfeld schon was einen erwartet – nämlich Regen. Wogegen man seine Leistungsfähigkeit nach der monatelangen Vorbereitung ohne Wettkampfeinsatz nicht erahnen konnte. So stand ich am Sonntag in der Früh in Radstadt im Startblock, genoss den einsetzenden Regen und schaute einfach mal in die Runde :-) Das war ein Gefühlsmix zwischen Freude ein bekanntes Gesicht erkannt zu haben und Furcht vor besonders starken Gegnern. Letztendlich bleibt einem nichts anderes übrig, als sich zu konzentrieren und auf den erlösenden Startschuss zu warten.

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Archivfoto


Die ersten beiden Anstiege

Speziell in Radstadt wünscht man sich jedoch kurz nach dem Startschuss, dass es baldmöglichst wieder vorbei ist. Noch in der Ortschaft geht es nämlich sofort steil den Berg hinauf in Richtung Forstau. An diesem ersten Anstieg dachte ich noch, zumindest ist mir in diesem Jahr nicht die Kette runtergesprungen - auf diese positive Tatsache kann man doch schon mal aufbauen. Es wurde dennoch relativ schnell klar, dass ich zwar wesentlich stärker als im Vorjahr war, jedoch nicht mit der Spitzengruppe über die ersten beiden Anstiege kommen würde. So versuchte ich mich wenigstens in der ersten Verfolgergruppe wiederzufinden. Zwischen den beiden Anstiegen und den darauffolgenden Abfahrten hat sich dann tatsächlich eine ca. 10 Mann starke Verfolgergruppe gefunden und ich war auch dabei - zum Glück!


Unspektakulärer Mittelteil

Wie beim Amadé Radmarathon üblich, tut sich dann bis St. Johann nicht mehr viel. Spannend wurde es jedoch nochmals bei der Wende in Scheffau, hier konnte man die Abstände zur voraus- und hinterherfahrenden Gruppe erkennen. Das kann ein Vorteil oder auch Nachteil sein, kommt eben auf die jeweilige Situation an. Für unsere erste Verfolgergruppe stellte sich die Situation wie folgt dar: Die Spitzengruppe war noch zusammen und hatte ungefähr 2 Minuten Vorsprung, wogegen die Gruppe hinter uns ca. 70 Mann groß war und ca. 4 Minuten Rückstand hatte. Meine Einschätzung zu diesem Zeitpunkt war relativ klar und eindeutig, nach vorne ist nichts mehr möglich und von hinten sollte nichts mehr passieren. Wir waren mittlerweile 8 Fahrer, welche sich einig waren und einigermaßen gut harmoniert haben. Bis St. Johann hat unsere Gruppe zum Beispiel noch zwei Pinkelpausen eingelegt, bei denen jeweils der "nichturinierende" Gruppenteil auf die Pinkler (Bronzbuschla) gewartet hat.


Überraschendes Finish

In St. Johann stand der letzte Anstieg an und nach der längeren monotonen und stressfreien Fahrt, hat es plötzlich wieder geknistert vor Spannung und Adrenalin. Wer kann noch und wer würde gerne, kann jedoch nicht mehr? Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich für die gleiche Taktik entschieden, wie im letzten Jahr: Ich fuhr an die Spitze, suchte die für mich passende Geschwindigkeit und hielt diese ohne nach hinten zu schauen bei. Als wir den größten Teil des Anstiegs hinter uns gelassen hatten, zählte ich mit mir noch 6 Fahrer. Diese Anzahl hatte jedoch nicht lange Bestand, da sich just in diesem Moment Valentin Zeller, einer der weltbesten Langstreckenfahrer (24h-Höhenweltrekordhalter), von uns verabschiedete. Er blickte noch zweimal zurück und konnte feststellen, dass ihm keiner folgen wollte. Für mich gab es zwei Gründe in dieser Situation ruhig zu bleiben. Erstens hatte ich nicht die nötigen Reserven und zweitens war ich mir sicher, dass wir ihn in den letzten 10 Kilometern mit unserer 5er-Gruppe wieder einholen könnten. Da hatte ich mich aber getäuscht, er wurde für seinen Mut und seine Risikobereitschaft mit einem 7. Platz in der Gesamtwertung belohnt. Wir Übriggebliebenen fünf stürzten uns kurz darauf in den Zielsprint. Seit dem letzten Jahr geht dieser ja noch einige Meter bergauf, wo sich jeder nochmals komplett abschießen und ins Nirvana radeln kann. Ich hatte nun endgültig keine Reserven mehr und konnte nichts mehr dagegen setzen, was zur Folge hatte, dass ich noch von einigen Fahrern überholt wurde. Jetzt kommt das unglaubliche: Nicht nur Fahrer aus meiner 5er-Gruppe schossen an mir vorbei, sondern auch andere. Wo sind die denn hergekommen, dachte ich noch vor mich hin, als ich plötzlich trotz Sauerstoffmangels Hans Miggenrieder erkannte. Von Hans erfuhr ich dann nach dem Rennen, dass er sich mit zwei weiteren Fahrern von der ehemaligen Gruppe 3 in St. Johann gelöst hatte und sie sich auf unsere Verfolgung gemacht hätten. Auf den letzen 10 Metern konnte er mich jedenfalls noch überholen und landete im Gesamtklassement auf dem 10. Rang. Wenn mich schon jemand kurz vor dem Ziel überholen muss, dann am liebsten ein bekannter Radkollege, wie Hans. Anmerkung für Hans: Natürlich gönne ich dir ehrlich und aufrichtig den wohlverdienten Top-Ten-Platz :-)


Problem erkannt - Problem gebannt

Für die nächsten Wettkämpfe habe ich bereits einen Rückspiegel angebracht, so dass mich von hinten niemand mehr überraschen kann. Außerdem sollte man sich bei den nächsten Rennen aus Zeitgründen auf EINE gemeinsame Pinkelpause einigen. Selbst Santa Maria (Schuh des Manitu) wusste... Jetzt geht nochmals jeder aufs Klo, dann reiten wir los ;-)

Für mich stand mit einer Nettozeit von 4 Stunden und 53 Minuten am Ende der 11. Platz in der Gesamtwertung und der 10. in der Altersklassenwertung zu Buche. Ich hätte mich sicherlich nicht beklagt, wenn ich noch weiter vorne gelandet wäre - aber letztendlich bin ich zufrieden. Schließlich war das mein erster Wettkampf und mir fehlt definitiv noch die Wettkampfhärte für die ersten Berge und vor allem für den Schlusssprint :-)

Ergebnisliste (Platz 11 | 04:53:04 h)