"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"
Berchtesgadener Land Radmarathon (2010)

"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"

3. Trainingslager in Dorf Tirol

In diesem Jahr habe ich mir für das Bergtrainingslager Dorf Tirol bei Meran ausgesucht. Der in der Radmarathon-Szene nicht unbekannte Philip Götsch kommt aus Dorf Tirol und gehört nebenbei sicherlich zu den besten Amateurradsportlern. Zufällig haben seine Eltern ein Hotel und so musste ich nicht lange überlegen und hatte Hotel und Trainingspartner auf einen Streich. Um ehrlich zu sein ist Trainingspartner nicht ganz der richtige Begriff, wie ich bereits die ersten Tage feststellen konnte, betreiben wir unterschiedliche Sportarten. Während Philip "Berg-hoch-fliegen" ausübt, betreibe ich unfreiwillig immer noch "Berg-hoch-quälen". Mehr dazu könnt Ihr den Tagesberichten entnehmen...

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Panorama über Mölten


Trainingsdaten

Nach 4,5 Trainingstagen standen 27 Nettostunden 625 KM und 14.137 HM auf meinem Tacho. Das ergibt einen Tagesdurchschnitt von 6 Nettostunden, 139 KM und 3.142 HM.


Tourenübersicht

01. Tag: Hafling - Jenesien - Prissian - Greiter (151 KM | 3.128 HM)
02. Tag: Terlan - Mölten - Gampenjoch (132 KM | 2.926 HM)
03. Tag: Bozen - Jenesien - Schenna - Obertall (119 KM | 3.080 HM)
04. Tag: Jaufenpass - Penserjoch (153 KM | 3.377 HM)
05. Tag: Terlan - Mölten - Hafling (70 KM | 1.626 HM)


Tag 01: Donnerstag, 20.05.2010
Hafling - Jenesien - Prissian - Greiter

Tour: Dorf Tirol - Hafling - Vöran - Mölten - Flaas - Jenesien - Bozen - Terlan - Gargazon - Burgstall - Meran - Dorf Tirol - Meran - Tscherms - Lana - Nals - Prissian - Tisens - Lana - Tscherms - Meran - Greiter - Dorf Tirol

Meine erste Tour begann ich bei bestem Wetter und Sonnenschein noch alleine. Als ersten Anstieg wählte ich die Straße nach Hafling, somit waren die ersten 1.000 Höhenmeter schon mal eingetütet. Danach ging es auf der Höhenstraße weiter nach Jenesien. Hier folgte die wunderschöne Abfahrt nach Bozen. Nach nur einmal falsch fahren, hab ich auch den Weg nach Terlan gefunden. Zurück nach Meran ging es flach durch das Etschtal.

In Dorf Tirol angekommen, war Philip gerade fertig mit arbeiten und wir konnten die Nachmittagstour gemeinsam machen. In Meran holten wir noch Philips Freund Michi ab. Auf der Südtiroler Weinstraße ging es nach Nals. Hier fuhren wir dann einen gnadenlosen 4-Kilometer-Anstieg nach Prissian hoch. Dieser wird in diesem Jahr auch vom Giro befahren und noch während der Auffahrt taten mir sogar die Profis leid. Als wir unten in den Anstieg rein gefahren sind, habe ich Philip und Michi keine Minute gesehen. An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass Michi mit einem Mountainbike gefahren ist. OK - es war zwar mit 7 Kilo deutlich leichter als mein Rennrad, aber immerhin fuhr er auf Stollenreifen. Ich würde mal schätzen, dass er ungefähr halb so lange wie ich gebraucht hat.

Egal - wenn man mit den besten südtiroler Uphillern bzw. Bergfahrern radeln geht, darf man sich nicht wundern, wenn man eine Lektion erhält. Danach hab ich noch mit Philip einen weiteren Anstieg nach Greiter eingebaut und zum Schluss nochmals die Weinberge hoch nach Dorf Tirol. Die Tour war zwar sehr anstrengend, aber bei durchschnittlich über 24 Grad irgendwie auch angenehm.

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Das ist doch mal ein Anblick


Tag 02: Freitag, 21.05.2010
Terlan - Mölten - Gampenjoch

Tour: Dorf Tirol - Meran - Burgstall - Gargazon - Terlan - Mölten - Vöran - Hafling - Meran - Marling - Tscherms - Lana - Gampenjoch - Lana - Tscherms - Marling - Meran -Dorf Tirol

Diesmal bin ich mit Philip gemeinsam um kurz nach 09:00 Uhr los gefahren. Wir sind flach durchs Etschtal bis nach Terlan gefahren. Von dort aus ging es über 800 Höhenmeter sehr steil nach Mölten hoch. Die Höhenstraße kannte ich ja schon - rauf und runter. Über Hafling ging es wieder zurück nach Meran.

Philip fuhr zum Arbeiten nach hause und ich machte mich auf den Weg nach Lana. Wobei erst mal hab ich mich in Meran übelst verfahren und war auf einmal in Richtung Reschenpass unterwegs. Beim zweiten Versuch hab ich jedoch die Straße in Richtung Lana gefunden. Von Lana aus habe ich die 18 Kilometer und 1.200 Höhenmeter Gampenjoch unter die Räder genommen. Es war unglaublich heiß und ich schwitzte aus allen Poren. Im unteren Teil bemerkte ich bereits trotz moderater Steigung, dass ich völlig kraftlos war. So habe ich nach ungefähr der Hälfte kurzentschlossen, eine kleine Pause eingelegt. Ich fand ein herrliches Plätzchen und legte mich für 20 Minuten in die Sonne - Traumhaft!

Danach ging es jedoch nochmals einige Höhenmeter hoch und ich war wirklich froh das Passschild zu sehen. Oben hab ich mir was angezogen und mich auf die 18 Kilometer Abfahrt zurück nach Lana gefreut. Bei der Rückfahrt war es sehr windig und mit den letzten Körnern hab ich mich nach Dorf Tirol hochgequält.

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Philip Götsch


Tag 03: Samstag, 22.05.2010
Bozen - Jenesien - Schenna - Obertall

Tour: Dorf Tirol - Meran - Burgstall - Gargazon - Terlan - Bozen - Jenesien - Flaas - Mölten - Vöran - Hafling - Meran - Schenna - Verdins - Untertall - Obertall - Passeiertal - Dorf Tirol

Bei perfekten Wetterbedingungen (durchschnittlich 28 Grad), fuhr ich zunächst flach nach Bozen. Spätestens da war jedoch Schluss mit lustig, es ging relativ steil nach Jenesien hoch. Letztendlich wusste ich aber auf was ich mich einließ, die selbe Tour bin ich ja am Donnerstag nur in umgekehrter Richtung gefahren. Nach der Abfahrt von Hafling hab ich in Meran einen kurzen Stop eingelegt und einen Blick auf die Karte riskiert.

Einen Tag vorher hatte mir Philip noch den Tipp gegeben, die sehr kehrenreichen 1.000 Höhenmeter zu fahren um nach der Abfahrt im Passeiertal rauszukommen. Ich war mir zwar nicht ganz sicher, aber hab mal die Abfahrt nach Schenna genommen. Auf meiner Karte ging dieser Weg jedoch nicht weiter sondern nur bis zu einer Seilbahn. An der Seilbahn vorbeigefahren nahm ich zwar zur Kenntnis, dass der Weg immer schmaler und schlechter wurde, aber ich ließ mich nicht entmutigen. In der Folge hatte ich noch einige Male meine Zweifel, ob ich den richtigen Weg erwischt hatte. Nach einem Tunnel kam ich jedoch auf einen wunderschönen Bergweg und da war es mir auch egal, ob es der richtige oder falsche Weg war. Der Straßenbelag war in einem guten Zustand und extrem schmal, wie für Radfahrer gemacht.

Apropos Radfahrer - komischerweise kamen mir nur ein paar Mountainbiker und Wanderer entgegen und im folgenden wurde mir auch klar weshalb. Das lag nämlich nicht an der Straßenbeschaffenheit, sondern an der extremen Steigung. Mit meinem kleinsten Gang und vielen Wiegetritteinheiten habe ich mich jedoch hochgequält. Der Blick zurück ins Etschtal oder voraus ins Passeiertal war einfach gigantisch, was meine Fotos wohl auch beweisen, oder? Am Ende war es wie von Philip angekündigt, ich bin im Passeiertal rausgekommen und hatte noch ca. 8 Kilometer zurück nach Dorf Tirol. Dieser letzte Übergang vom Etsch- ins Passeiertal werde ich wohl nie wieder vergessen. Ich kann allen nur empfehlen diesen Weg entweder mit einem Mountainbike oder einem 3-fach-Rennrad zu fahren ;-)

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Idylle bei Tall


Tag 04: Sonntag, 23.05.2010
Jaufenpass - Penserjoch

Tour: Dorf Tirol - Passeiertal - St. Leonhard - Jaufenpass - Sterzing - Penserjoch - Sarntal - Bozen - Terlan - Gargazon - Burgstall - Meran - Dorf Tirol

Im Jahr 2006 habe ich mein Quartier schon mal in Dorf Tirol aufgeschlagen. 2006 bin ich die heutige Tour auch gefahren, jedoch umgekehrt. Von Bozen aus musste man damals 50 Kilometer und 1.950 Höhenmeter durch das komplette Sarntal zurücklegen, bis man auf dem Penserjoch ankam und genau diese 50 Kilometer wollte ich in diesem Jahr runterfahren ;-) Bis heute durfte ich noch nie eine 50-Kilometer-Abfahrt genießen.

Mit diesem Plan bin ich morgens von Dorf Tirol aus, durch das Passeiertal nach St. Leonhard gefahren. Von hier waren 1.400 Höhenmeter auf den Jaufenpass zu bewältigen. Mir ging es sehr gut und ich konnte gleichmäßig und ein für meine Verhältnisse ordentliches Tempo ansetzen. Was mich im oberen Drittel gewundert hat, ich konnte dieses Anfangstempo nicht nur halten, sondern die letzten 300 Höhenmeter nochmals forcieren. Auf der Passhöhe hatte ich jedoch dann alle Körner verschossen und nach ein paar Fotos und dem obligatorischen Ankleiden habe ich mich sofort in die Abfahrt gestürzt. Ich bin bewusst die ganze Abfahrt hinter einem Wohnmobil her gefahren, denn es war sehr kalt und die Rückseite dieses Wohnmobils hat mir etwas Windschutz geliefert.

In Sterzing angekommen, hab ich mich ohne zögern an die nächste Auffahrt zum Penserjoch gemacht. Bereits im unteren etwas steileren Teil hab ich schon bemerkt, dass es mir nicht mehr so leicht wie am Jaufenpass fällt und so habe ich ein sehr moderates Tempo gewählt. Irgendwann waren die 1.200 Höhenmeter auch geschafft und die letzten Meter durfte ich neben einer abgefrästen Schneekante fahren. Das Wetter war für die 2.200 Höhenmeter jedoch OK und nicht so kalt, wie erwartet. So jetzt stand sie an, meine 50-Kilometer-Abfahrt auf die ich mich schon den ganzen Tag gefreut hatte. Im Mittelteil wurde es hin und wieder etwas flacher, aber insgesamt sind es tatsächlich 50 Kilometer bei denen man die knapp 2.000 Höhenmeter relativ gleichmäßig verliert. In Bozen angekommen, war es drückend heiß (gefühlte 40 Grad) und meine Beine waren von der langen Abfahrt fast schon eingeschlafen. So musste ich mich die letzen 30 Kilometer nach Dorf Tirol nochmals richtig quälen, aber geschafft ist geschafft.

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Die letzten Meter zum Penserjoch


Tag 05: Montag, 24.05.2010
Terlan - Mölten - Hafling

Tour: Dorf Tirol - Meran - Burgstall - Gargazon - Terlan - Mölten - Vöran - Hafling - Meran

Am Abreisetag stand nur noch eine Halbtagestour auf dem Programm. Spätestens bis um 12:00 Uhr wollte ich am Hotel sein um anschließend die Heimfahrt anzutreten. So habe ich eine kurze aber knackige Runde gewählt und mir nochmals den Anstieg von Terlan nach Mölten gegeben. Ich bin gleich um 9:00 Uhr gestartet und dennoch war es sehr sehr heiß. Es ist ein komische Gefühl wenn der Schweiß nicht mehr auf den Boden tropft, sondern fließt ;-) Natürlich war es in Mölten noch nicht geschafft, danach kommen ja noch viele kleine giftige Anstiege, aber man will es ja nicht anders.

Letztendendes hab ich mich nach Hafling gerettet und dann die anschließende Abfahrt nach Meran nochmals richtig genossen. Im Hotel angekommen habe ich noch kurz geduscht mich verabschiedet und dann bin ich wieder Richtung Allgäu gefahren, natürlich mit dem Auto ;-) In Rekordzeit (unter 4 Stunden) war ich dann auch im wunderschönen Seibranz.

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Die Straße von Mölten nach Vöran