"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"
Berchtesgadener Land Radmarathon (2010)

"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"

2. Trainingslager in Canazei

Das Bergtrainingslager habe ich (wie im letzten Jahr) sehr kurzfristig und variabel gebucht. Kurz vor der Abreise konnte ich wenigstens noch Winne für das verlängerte Wochenende gewinnen, so dass ich mich nicht während des ganzen Trainingslagers alleine quälen musste. Das Fassatal (Val di Fassa) war wieder fast ausgestorben, da die Wintertouristen weg und die Sommerurlauber noch nicht da waren. In dieser Zeit hat auch fast kein Hotel oder keine Gaststätte geöffnet, leider auch nicht das Hotel Fedaia vom Vorjahr. Die Hotelwirtin Frau Dantone hat mir jedoch freundlicher Weise zwei alternative Unterkünfte in Alba di Canazei per Mail zukommen lassen. Letzten Endes habe ich mich dann für das Garni Val de Costa entschieden, was sich im Nachhinein als eine sehr positive Entscheidung herausgestellt hat. Das neu renovierte Haus, die hohen Räume mit Dachgebälk, das funktionelle Bad und das reichhaltige Frühstück - haben diese Unterkunft für weitere Buchungen qualifiziert.

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Kurze Pause auf dem Giaupass


Neues Hotel - neues Glück?

An den ersten beiden Trainingstagen war Winne noch dabei, die restlichen 5 Tage bin ich dann alleine "geklettert". Meine Buchung im Val de Costa war dynamisch, das heißt ich konnte jederzeit abreisen. Ursprünglich wollte ich bis Pfingstsonntag bleiben - aber Mitte der Woche merkte ich, dass noch mehr Höhenmeter eher contraproduktiv sein könnten. Somit trat ich am Donnerstag (nach der Tour) den Heimweg an. Mit ein paar Tagen Abstand betrachtet, war es wohl die richtige Entscheidung. Am Sonntag (18.05.2008) steht der erste Wettkampf an, für den ein paar zusätzliche Regenerationstage nicht schaden können.


Trainingsdaten

Bei teilweise sehr kalten, aber trockenen Bedingungen konnte ich meine Vorgaben hundertprozentig realisieren. Primär sollten natürlich Höhenmeter gesammelt werden und so habe ich mir als Tagesziel 4.000 Höhenmeter gesetzt. Am Ende standen nach 7 Trainingstagen 54 Nettostunden, 1.088 Kilometer und 30.575 Höhenmeter zu Buche. Das ergibt einen Tagesdurchschnitt von 7:43 Nettostunden, 155 Kilometern und 4.368 Höhenmetern.


Tourenübersicht

01 Tag: Anreise (0 KM | 0 HM)
02 Tag: Fedaia - Giau - Falzarego - Campolongo - Pordoi (135 KM | 4.075 HM)
03 Tag: Sella - Seiser Alm - Grödner - Campolongo - Pordoi (152 KM | 4.669 HM)
04 Tag: Pordoi - Falzarego - Giau - San Pellegrino (156 KM | 4.090 HM)
05 Tag: Sella - Grödner - Furkel - Würz - Campolongo - Pordoi (170 KM | 4.563 HM)
06 Tag: Fedaia - Giau - Tre-Croci - Falzarego - Pordoi (171 KM | 4.665 HM)
07 Tag: San Pellegrino - Valles - Rolle - Pampeago - Lavaze - Karer (170 KM | 4.467 HM)
08 Tag: Sella - Grödner - Valparola - Giau - Fedaia und Abreise (134 KM | 4.046 HM)


Tag 01: Donnerstag, 01.05.2008
Anreise

Am doppelten Feiertag 1. Mai/Christi Himmelfahrt sind wir (Winne und ich) morgens um ca. 10:00 Uhr weggefahren und um kurz nach 15:00 Uhr in Canazei angekommen. An diesem Tag war das Wetter in den Dolomiten und hier hauptsächlich auf den Pässen sehr nass und kalt, so dass wir die zuerst geplante Anreisetour "Sella-Ronda" ausließen und dafür in Ruhe unsere Koffer aus- und unsere Schränke eingeräumt haben.

Nach dieser stressfreien Tätigkeit spazierten wir zu unserer letztjährigen Stammkneipe El Binocol. Zu dieser Jahreszeit hat (wie oben beschrieben) fast keine Gaststätte geöffnet, jedoch selbst in der Hauptsaison würde ich mich wahrscheinlich für diese Pizzeria entscheiden. Ich fasse zusammen: Gemütliche Atmosphäre, sehr gutes Essen, vernünftige Preise, sehr sympathisches Personal und viele Fernsehgeräte bzw. Großbildleinwände an denen alle möglichen Sportevents übertragen werden. So mag es dann auch nicht verwundern, dass ich (bis auf den Ruhetag am Montag) jeden Abend hier diniert habe und in dieser Zeit 6 Pizzen, 1 Nudelgericht, 7 gemischte Salate, 1 Tiramisu und unzählige Café americanos und Espressos verzehrt habe.

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Garni Val de Costa

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Pizzeria El Binocol - Deutsche Kneipe oder italienische Pizzeria?

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Winne natürlich am Stammtisch



Tag 02: Freitag, 02.05.2008
Fedaia - Giau - Falzarego - Campolongo - Pordoi

Tour: Canazei - Fedaiapass - Caprile - Selva di Cadore - Giaupass - Cortina d'Ampezzo - Falzaregopass - Valparolapass - Stern - Corvara - Campolongopass - Arabba - Pordoijoch - Canazei

Meine Strategie für dieses Trainingslager sah folgendes vor: Möglichst viele Höhenmeter bei mäßigem Puls und pro Tag ein Anstieg mit maximaler Leistung und Zeitmessung. An diesem Tag wollte ich meine Lunge an der Südseite des Giaupasses zum brennen und pfeifen bringen. Zuerst stand jedoch noch der von Canazei aus relativ moderat ansteigende Fedaiapass an, welchen ich mit Winne gemeinsam in gemütlichem Tempo erklommen habe. Hier gab es das erste Aha-Erlebnis, als wir die vielen Skifahrer und die noch betriebenen Liftanlagen an der Marmolada entdeckten. Der Stausee auf der Passhöhe war natürlich bei dem Wetter der Vorwochen und den aktuellen Temperaturen völlig zugefroren. Nach einer der schnellsten Abfahrten, die ich kenne (bei 93 km/h hab ich die Bremse betätigt), fuhren wir bei sehr viel wärmeren Temperaturen in Caprile ein. Nun mussten wir schwitzend bis Selva di Cadore gleich mal einige Höhenmeter einsammeln.

Nach Selva di Cadore stand das Highlight des Tages an – das Bergzeitfahren auf den Giaupass. Stoppuhr gedrückt, Arschbacken zusammengekniffen und hoch ging's. Zum Glück ist dieser Anstieg zwar nicht kurz, aber dafür sehr steil ;-) Egal, nach 43 Minuten bin ich leicht komatös oben angekommen und habe noch zitternd in der gemütlichen Gaststätte einen Kaffee bestellt. Nach einer kurzen Pause ging es runter nach Cortina d'Ampezzo und von dort aus, ohne Pause wieder auf den Falzaregopass. Als Abfahrtsvariante wählten wir den Valparolapass, was eine Rückfahrt über den Campolongopass und über das Pordoijoch zur Folge hatte. Alles in allem - eine etwas anstrengende, aber sehr gelungene "Einrolltour" ;-)

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Fedaiapasshöhe

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Winne und sein...

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...neues Bike



Tag 03: Samstag, 03.05.2008
Sella - Seiser Alm - Grödner - Campolongo - Pordoi

Tour: Canazei - Sellajoch - Wolkenstein - St. Christina - St. Ulrich - Waidbruck - Kastelruth - Seiser Alm - Kastelruth - Panider Sattel - St. Ulrich - St. Christina - Wolkenstein - Grödner Joch - Corvara - Campolongopass - Arabba - Pordoijoch - Canazei

Nachdem die Freitagstour mit 5 Pässen nicht von schlechten Eltern war, wollten wir es an diesem Tag zur Regeneration etwas gemächlicher angehen lassen. Unserer vorabendlichen Berechnung nach, hätte die Tour 2.800 Höhenmeter haben sollen. Bis heute konnte nicht geklärt werden, wie wir uns dermaßen verrechnen konnten. Anmerkung: Es war wirklich kein Alkohol im Spiel :-) Doch als wir dann am Samstag die 2.800 Höhenmeter bereits auf dem Tacho stehen hatten, lagen mindestens noch weitere 1.000 Höhenmeter vor uns. Winne fuhr unter Protest diese 1.000 Höhenmeter über das Sellajoch zurück, während ich das Grödner Joch, den Campolongopass und das Pordoijoch als Rückweg wählte. Letztendlich haben wir uns am Abend beide nicht wie nach einem Regenerationstag gefühlt :-)

Als Tageshighlight würde ich die längste Abfahrt des Trainingslagers, vom Sellajoch nach Waidbruck (Differenz: 1.800 HM) und der längste Anstieg an einem Stück von Waidbruck zur Saiser Alm (Differenz: 1.550 HM) anführen. Mein KO-Fahren habe ich auf die Saiser Alm gemacht, allerdings nur die letzten 500 Höhenmeter (ab dem Kreisverkehr).

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Die letzten Meter zum Sellajoch

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Fotoshooting auf der Seiser Alm


Tag 04: Sonntag, 04.05.2008
Pordoi - Falzarego - Giau - San Pellegrino

Tour: Canazei - Pordoijoch - Arabba - Andraz - Falzaregopass - Cortina d'Ampezzo - Giaupass - Selva di Cadore - Caprile - Alleghe - Cencenighe - Falcade - San-Pellegrino-Pass - Moena - Pozza - Campitello - Canazei

Die 15. Etappe des diesjährigen Giro D'Italia war Grundlage dieser Tourplanung. Ich wollte unbedingt mal die Pässe San Pellegrino und Giau verbinden. Da ich aber die Pässe Pordoi, Giau und Falzarego am Vortag in derselben Richtung wie die 15. Giro-Etappe gefahren bin, wollte ich die Tour in umgekehrter Richtung fahren. So stand am Morgen das Pordoijoch von Canazei aus an und danach folgte der Falzaregopass von seiner Westseite. Den Giaupass fuhr ich dann von Cortina aus und die anschließende Abfahrt führte mich nach Caprile. Den anstehenden Streckenabschnitt bin ich noch nie gefahren und war deshalb auch etwas gespannt. Der Ort Caprile war bis jetzt immer der niedrigste Punkt, mit einer Meereshöhe von 1.000 Metern, aber diese neue Route führte mich nach Cencenighe und das lag auf 780 Höhenmetern.

Von diesem Ort ging es dann (mit MaxLeistung und Zeitmessung) auf den San Pellegrino. Ich bin ein Teil dieser Strecke im letzten Jahr runter gefahren und zwar bis zur Vallespass-Abzweigung und was ich damals gesehen habe, trieb mir bereits in Gedanken die Schweißperlen auf die Stirn. Die Ostseite des San Pellegrino hat nämlich laut meinen Büchern sehr steile Rampen im oberen Bereich. Nichts desto trotz habe ich diesen langen Anstieg von über 1.100 Höhenmetern in Angriff genommen. Die Nebensächlichkeit, dass es leicht regnete und immer dunkler wurde ermutigte mich, mein Tempo noch zu forcieren. Es lief auch alles bestens, bis ich dann an die bereits erwähnte steile Stelle kam. Das ganze wurde durch ein Verkehrsschild mit der Aufschrift 15% Steigung auf 2 Kilometer dokumentiert. Ich hatte zwar zu diesem Zeitpunkt nicht mehr allzu viele Körner, wollte jedoch diese 2 Kilometer größtenteils im Wiegetritt hinter mich bringen. Natürlich kommt einem die Zeit in solchen Situationen wie eine Ewigkeit vor, dennoch bin ich irgendwann nach den 2 Kilometern auf ein neues Verkehrsschild gestoßen. Beim näher kommen konnte ich irgendwann die neue Aufschrift entziffern, welche auf eine 18%ige Steigung verwies. Aber auch diesen mentalen Rückschlag habe ich überwunden und bin nach genau 1 Stunde und 2 Minuten bei maximaler Leistung auf der Passhöhe angekommen. Danach durfte ich noch die Abfahrt nach Moena genießen, bevor es nochmals 15 Kilometer leicht steigend nach Canazei zurückging.

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Falzaregopasshöhe

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Blick von Cortina d'Ampezzo aus

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Auf der Passhöhe des San Pellegrino


Tag 05: Montag, 05.05.2008
Sella - Grödner - Furkel - Würz - Campolongo - Pordoi

Tour: Canazei - Sellajoch - Grödner Joch - Corvara - Stern - Badia Abtei - Zwischenwasser - Sankt Vigil - Furkelpass - Sankt Vigil - Zwischenwasser - St. Martin - Würzjoch - St. Martin - Badia Abtei - Stern - Corvara - Campolongopass - Arabba - Pordoijoch - Canazei

An diesem sonnigen (aber sehr kalten) Tag, wollte ich eine Tour von 2007 fast identisch nachfahren. Nach dem Überqueren des Sellajochs und des Grödner Jochs fuhr ich in Richtung Pustertal. Mein erstes Highlight des Tages sollte der Furkelpass auch bekannt als Furkelsattel sein. Hier fand ich gleich nochmals zwei Parallelen zum letzten Jahr: Auch dieses Jahr soll der Giro D'Italia hier oben ankommen und auch dieses Jahr konnte ich keinen Weg zum "mysteriösen" Kronplatz finden. Wie ich nun gelesen habe, ist der Kronplatz ein Skigebiet, auf den nur ein Schotterweg führt. Dennoch wollen die Verantwortlichen des Giros in diesem Jahr auf den Kronplatz ein Bergzeitfahren veranstalten. Angeblich soll dieser nicht geteerte Weg (nur für diesen Event) mit einem dicht gepressten Schotterbelag versehen werden. Dieses Spektakel und den eigens dafür präparierten Weg, werde ich mir auf jeden Fall in der Eurosport-Übertragung anschauen. Anmerkung: Das Bergzeitfahren (16. Etappe) wird auf Eurosport am Montag, 26.05.2008 ab 16:00 Uhr übertragen.

Nach der Abfahrt fuhr ich die Anfahrtsstrecke wieder bis St. Martin zurück. Von dort aus ging es direkt in den Anstieg zum Würzjoch. Auch dieser Berg war mir noch bestens aus dem Vorjahr bekannt. Nach ein paar Fotos bin ich über St. Martin wieder zurück nach Corvara gefahren. Von dort aus fuhr ich über den Campolongopass nach Arabba und anschließend über das Pordoijoch zurück nach Canazei.

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Die letzten Meter zum Grödner Joch

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Der berüchtigte Kronplaz (Beschilderung auf dem Furkelsattel)

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Solch ein Anblick erhält man auf der Straße zum Furkelpass

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Es war zwar sehr steil, dafür aber auch sehr schön

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Würzjoch


Tag 06: Dienstag, 06.05.2008
Fedaia - Giau - Tre-Croci - Falzarego - Pordoi

Tour: Canazei - Fedaiapass - Caprile - Selva di Cadore - Giaupass - Cortina d'Ampezzo - Tre-Croci-Pass - Misurina - Drei-Zinnen-Bergstraße - Schluderbach - Cortina d'Ampezzo - Falzaregopass - Andraz - Arabba - Pordoijoch - Canazei

Auch diese Tour ähnelte einer Route aus dem letzten Jahr, nur wollte ich meine Drei-Zinnen-Tour dieses Jahr nicht doppelt über das Pordoijoch und den Falzaregopass machen. Als Hinfahrt nach Cortina d'Ampezzo wählte ich die südliche Variante mit dem Fedaia- und Giaupass und bei der Rückfahrt war es dann der Falzaregopass und das Pordoijoch. Ab Cortina stand dann die Umrundung der Cristallo-Gruppe an. In Höhe Misurina machte ich dann (wie im letzten Jahr) einen Abstecher auf die Drei-Zinnen-Bergstraße, welche noch genau gleich Steil war, wie im letzten Jahr. Dieses Jahr sollte ich jedoch das Straßenende auf über 2.300 Metern Höhe nicht zu sehen bekommen. Nachdem ich bereits zwei Absperrungen mit dem Fahrrad erfolgreich umgangen war, fuhr ich auf einer sehr schmutzigen und nassen Fahrbahn dem 3-zackigen Felsblock entgegen. Leider bin ich nur ein paar Kehren weit gekommen, bis ich das erste Mal mein Rad über eine Schneefläche tragen musste. Nach der nächsten Kehre stand ich dann vor einer komplett zugeschneiten Straße, was mich letzten Endes zur Aufgabe zwang. Gedankenblitz: Die zwei Absperrungen waren doch nicht umsonst aufgestellt worden ;-)

Unfreiwillig verließ ich die Drei-Zinnen-Bergstraße wieder und setzte die Umrundung des Cristallo-Massives fort. Über Cortina und die beiden oben beschriebenen Pässe fuhr ich wieder nach Alba die Canazei zurück und war froh, auch diese Herausforderung hinter mich gebracht zu haben.

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Der Schneekanal…

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…zur Passhöhe des Giau

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Die Straße nach Misurina - im Hintergrund kann man die Drei Zinnen erkennen

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Steiles Anfangsstück auf der Drei-Zinnen-Bergstraße


Tag 07: Mittwoch, 07.05.2008
San Pellegrino - Valles - Rolle - Pampeago - Lavaze - Karer

Tour: Canazei - Campitello - Pozza - Moena - San-Pellegrino-Pass - Vallespass - Rollepass - Predazzo - Tesero - Alpe di Pampeago - Tesero - Cavalese - Lavazejoch - Birchabruck - Karerpass - Pozza - Campitello - Canazei

Am Mittwoch wollte ich bei sehr guten Wetterprognosen eine Tour beenden, welche ich im letzten Jahr wegen Regen, Gewitter und vor allem Hagel abbrechen musste. Damals fehlten mir dann die Anstiege zum Reiterjoch, über das Lavazejoch und über den Karerpass. Morgens konnte ich es die ersten 15 Kilometer nach Moena rollen lassen und nicht wie sonst sofort einen Berg erklimmen. Von dort aus stand jedoch der San-Pellegrino-Pass an, welcher von dieser Seite jedoch deutlich harmloser ist als noch ein paar Tage zuvor von Cencenighe aus. Die Abfahrt konnte ich nur kurz genießen, da ich bereits im oberen Teil auf den Vaelles-Pass abbiegen musste. Auf der Passehöhe habe ich mir dann per Handy einen Friseurtermin für den Freitag geben lassen und bin weitergefahren. Auch hier bin ich die Abfahrt nicht zu Ende gefahren, sondern gleich zum nächsten Anstieg, dem Rollepass abgebogen. Hier oben hat es im Vorjahr angefangen zu Hageln, dieses Jahr sah das Wetter jedoch deutlich stabiler aus. Nach ein paar Fotos ging es in die sehr lange Abfahrt nach Predazzo.

Nun stand für mich Neuland an, bei sehr hitzigen Temperaturen fuhr ich in Richtung Süden. Nebenbei verließ ich auch das Fassatal und befand mich auf einmal in Val die Fiemme. Von Tesero aus fuhr ich in den Anstieg zum vermeintlichen Reiterjoch, welches am Ende jedoch kein Übergang war und Alpe di Pampeago hieß ;-) Dieser 750-Höhenmeter-Anstieg hat weder Kehren noch richtige Kurven, mit ein paar langgezogenen Schwüngen zieht sich die Straße auf „Pfänder-Niveau" nach oben. Oben an der Skistation angekommen, dachte ich noch vor mich hin: Das wäre eine perfekte Bergankunft für den Giro D'Italia (sehr breite, steile und gut ausgebaute Straße, was für die Zuschauer im Zielbereich von Vorteil ist). Egal - ich hab mich wieder warm angezogen und bin nach Tesero zurückgefahren, da es hier oben ja nicht wie vermutet über das Reiterjoch weiterging. In Tesero bemerkte ich nun die sehr große und rosafarbene Reklame zum Giro. Selbst als "Nicht-Italiener" konnte ich diesem Plakat entnehmen, dass tatsächlich Alpe di Pampeago dieses Jahr eine Bergankunft ist und zwar am Samstag, den 24. Mai. Von Tesero ging es weiter nach Cavalese, hier wollte ich dann über das Lavazejoch in Richtung Bozen weiterfahren. Das Lavazejoch wird zu Recht von den meisten Radfahrern ignoriert und nicht befahren, denn ein paar Kurven und Kehren sollte jeder Pass haben ;-) Oben angekommen fuhr ich die Abfahrt bis nach Birchabruck, von dort aus ging es direkt in den Karerpass. Dieser führte mich aus dem Eggental über den Rosengarten wieder zurück nach Pozza ins schöne Fassatal. Somit konnte ich diese Tour beim zweiten Anlauf nun endlich auch abhaken.

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Auf dem Vallespass...

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...gibt es ein schönes Wandbild von einem Bernhardiner...

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...und natürlich das Original

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Auf dem Rollepass

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Die Steigung zur Alpe di Pampeago

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Das Ziel der Mühen

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Die letzten Meter…

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...zum Lavazejoch



Tag 08: Donnerstag, 08.05.2008
Sella - Grödner - Valparola - Giau - Fedaia

Tour: Canazei - Sellajoch - Grödner Joch - Corvara - Stern - Sankt Kassian - Valparolapass - Falzaregopass - Cortina d'Ampezzo - Giaupass - Selva di Cadore - Caprile - Fedaiapass - Canazei

Meine Abschlusstour ist dieselbe, welche ich mit Winne im letzten Jahr als Einrolltour gefahren bin und mir danach viel Gejammer anhören musste. Am Morgen ging es über das Sellajoch und anschließend über das Grödner Joch nach Corvara. Ein kurzer (fast schon als Flach zu bezeichnender) Abschnitt führte mich nach Ster/La Villa. Wer sich auskennt weiß, dass man von hier aus den wunderschönen Valparolapass unter die Räder bekommt. Danach kommt man zunächst auf die Falzaregopasshöhe, bevor man weiter in eine der beiden Richtungen nach unten fahren kann. Mich führte der Weg an diesem Tag weiter nach Cortina d'Ampezzo, wo ich eine kurze "Leibniz-PICK-UP-Pause" einlegte. Nun galt es 1.000 teilweise sehr steile Höhenmeter auf den Giau zu überwinden. Die anschließende Abfahrt führte mich über Selva di Cadore nach Caprile, wo ich wiederum kurz pausierte. Allerdings nur kurz, da zwischen mir und dem Hotel noch der Fedaiapass in die Höhe ragte, mit ebenfalls einer Differenz von 1.000 Höhenmetern. Diese Passauffahrt von Caprile auf den Fedaiapass ist einfach nur grausam. Zum einen dauerhaft sehr steil und zum anderen gibt es im oberen Teil kaum noch Kehren. Mental ist dies eine der schwierigsten Herausforderungen, die es beim Bergauffahren gibt. Zunächst musste ich jedoch noch einen einheimischen Radfahrer abschütteln, welcher aus dem Nichts kommend auf einmal an meinem Hinterrad klebte. Als es jedoch steiler war, konnte man ihn (wie vermutet) nicht mehr sehen. Oben angekommen war das Tagwerk und der letzte Pass des Trainingslagers geschafft. Beim runter rollen machte ich noch meine letzten Fotos, bis die Speicherkarte wieder einmal voll war und hab dann mein Rad gleich ins Auto verladen.

Die Koffer und Taschen standen bereits gepackt im Zimmer, ich musste nur noch duschen, bevor ich dann mein Zimmer und das Hotel verließ. Natürlich bin ich noch ins El Binocol zum Pizzaessen gefahren und erst anschließend heim. Meine Heimfahrt verlief um diese Uhrzeit (nach 20:00 Uhr) natürlich sehr viel schneller als die Hinfahrt. Vor allem über die beiden Pässe Sellajoch und später Arlbergpass kann man natürlich nachts ohne viel Verkehr und Wohnwägen sehr viel schneller fahren. Trotz zwei Umleitungen habe ich jedenfalls nur etwas länger als 4 Stunden benötigt.

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Im unteren Teil des Valparola

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Kapelle auf dem Falzaregopass

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Cortina d'Ampezzo von seiner Schokoladenseite



...und die Moral von der Geschicht
Wieder einmal haben mich die Dolomitenberge um das Sellamassiv in ihren Bann gezogen. Sollte ich einmal nicht mehr so viel Radfahren, werde ich dennoch immer wieder hier herkommen. In dieser Gegend kann man es bestimmt auch ohne Qualen und Schweißperlen aushalten :-)


Trophäensammlung 2008
19 Pässe bzw. Höhenziele mit insgesamt 37 Auffahrten...

5 x Pordoijoch
1 x Westseite von Canazei (11 KM | 775 HM)
4 x Ostseite von Arabba (9 KM | 640 HM)

4 x Giaupass
2 x Nordseite von Cortina d'Ampezzo (16 KM | 1.030 HM)
2 x Südseite von Selva di Cadore (10 KM | 940 HM)

3 x Falzaregopass
1 x Westseite von Andraz (11 KM | 690 HM)
2 x Ostseite von Cortina d' Ampezzo (16,5 KM | 910 HM

3 x Sellajoch
3 x Südseite von Canazei (12 KM | 780 HM)

3 x Fedaiapass
2 x Westseite von Canazei (14,5 KM | 595 HM)
1 x Ostseite von Caprile (14,5 KM | 1.035 HM)

3 x Grödner Joch
3 x Westseite von Sella/Wolkenstein (9,5 KM | 575 HM)

3 x Campolongopass
3 x Nordseite von Corvara (6,5 KM | 310 HM)

2 x San-Pellegrino-Pass
Westseite von Moena (12 KM | 735 HM)
Ostseite von Cencenighe (20,5 KM | 1.145 HM)

1 x Valparolapass
von Stern/La Villa (14 KM | 805 HM)

1 x Würzjoch
Ostseite von St. Martin (15 KM | 1.000 HM)

1 x Furkelpass
Westseite von Zwischenwasser (13 KM | 750 HM)

1 x Seiser Alm
von Waidbruck (20,5 KM | 1.435 HM)

1 x Panider Sattel
Westseite von Kastelruth (6 KM | 400 HM)

1 x Tre-Croci-Pass
Westseite von Cortina d'Ampezzo (8 KM | 600 HM)

1 x Vallespass
Ostseite von Falcade Alto (7 KM | 620 HM)

1 x Rollepass
Westseite vom Vallespass (7 KM | 400 HM)

1 x Alpe di Pampeago
von Tesero (8 KM | 750 HM)

1 x Lavazejoch
Südseite von Cavalese (12 KM | 815 HM)

1 x Karerpass
Westseite von Birchabruck (15 KM | 850 HM)

0,5 x Drei-Zinnen-Bergstraße
0,5 x von Misurina (7,5 KM | 670 HM)
eine schneebedeckte Straße zwang mich bei 1.900 HM zur Aufgabe