"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"
Berchtesgadener Land Radmarathon (2010)

"eine Leidenschaft, die Leiden schafft"

1. Trainingslager in Alcudia

Die Trainingsgruppe hatte sich im Vergleich zum letzten Jahr nur geringfügig minimiert. Helmut wurde wegen seiner Anziehungskraft für schlechtes Wetter erst gar nicht gefragt und Peter hatte durch seine letztjährige Ballermann-Tour alles Wesentliche der Insel bereits gesehen :-) Somit fanden sich pünktlich am Montagmorgen im Allgäu Airport Memmingen 4 tapfere Radlegionäre ein: Aus der Region Bodensee unser Travel-Manager und Frau Igel's Lieblingskunde Martin mit seinem treuen Weggefährten Ralph, welcher bereits nach ein paar Tagen in Malle-Ralle umgetauft wurde. Für das Allgäu gingen Winne, alias "König von Mallorca" und meine Wenigkeit an den Start. Als Hotel wählten wir wieder das Playa Esperanza in Alcudia, was wegen der Nähe zum Hürzeler-Radkeller durchaus Vorteile mit sich brachte. Die Trainingsmoral ließ sich ohne Lagerkoller über zwei Wochen aufrecht erhalten, obwohl diverse Trainingsmitglieder Ballermann-Hits singend und durch unnötige Pooltage negativ auffällig wurden.

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Mallorca-Team 2008: Ralph (Malle-Ralle), Stefan, Martin und Winne (König von Mallorca)


12 x 200 und keine Ahnung wie der Hotelpool aussieht

Das Wetter war schlechter als im Jahr 2006, jedoch sehr, sehr, sehr viel besser als letztes Jahr. Zusammengefasst gab es 2 regnerische -, 2 bewölkte – und 11 sonnige Tage :-) An zwei Tagen wurden wir noch von kürzeren Regenschauern überrascht, welche aber durch die anschließende Sonne fast wieder in Vergessenheit gerieten. An 5 Tagen würde ich sogar das Prädikat "Kaiserwetter mit Sonnenbrandgefahr" vergeben. Die beiden Regentage habe ich auch zum Trainieren genutzt, da bei solchem Wetter, ein Regenerationstag am Hotelpool auch keinen Spaß bzw. Sinn machen würde. Mit der Einstellung: Gutes Wetter ist zum Trainieren da und schlechtes Wetter eignet sich auch nicht für einen Pooltag, habe ich alle 13 Tage ohne Ausnahme trainiert. An 12 Tagen konnte ich die 200-Kilometermarke knacken, an einem Tag zwang mich leider der Regen und die Kälte (ca. 10 Grad) zur vorzeitigen (187 Kilometer) Aufgabe.


Trainingsdaten

Dieses Jahr konnte ich mein Programm ohne Komplikationen durchziehen und in 13 Trainingstagen 105 Nettostunden trainieren und 2.801 Kilometer mit 30.807 Höhenmetern einfahren. Das ergibt einen Tagesdurchschnitt von 8:06 Nettostunden, 215 Kilometern und 2.370 Höhenmetern. Außerdem habe ich meine längste Radtour (KM) am 18.04. auf 241 Kilometer erhöht und gleich einen Tag später mit 262 Kilometern nochmals übertroffen. Ich bin wohl auch noch nie an zwei aufeinander folgenden Tagen über 500 Kilometer oder in einer Kalenderwoche 1.580 Kilometer gefahren. Selbst die 2.800 Gesamtkilometer an 13 aufeinander folgenden Tagen werde ich wohl nie wieder einfahren. Am Ende hatte mein Mietrad jedenfalls einen Kundendienst nötig ;-)


Tourenübersicht

01 Tag: Anreise (0 KM | 0 HM)
02 Tag: Cala d'Or - Sant Salvador (202 KM | 2.500 HM)
03 Tag: Port de Valldemossa - Cala de Deia - Coll de Soller - Orient (201 KM | 2.387 HM)
04 Tag: Cap Vermell - Cala Ratjada - Cala Mesquida - Santa Maria (205 KM | 1.362 HM)
05 Tag: Westküste (224 KM | 3.137 HM)
06 Tag: Manacor - Ses Saline - Randa - Santa Maria (187 KM | 1.133 HM)
07 Tag: Calobra - Cala Tuent - Puig Major - Coll de Soller - Orient (201 KM | 3.423 HM)
08 Tag: Randa - Cala Pi - Sa Rapita - Sant Salvador (211 KM | 1.525 HM)
09 Tag: Westküste (224 KM | 3.210 HM)
10 Tag: Manacor - Cap de Ses Salines - Randa - Santa Maria (222 KM | 1.279 HM)
11 Tag: Orient - Coll de Soller - Puig Major - Formentor (206 KM | 3.207 HM)
12 Tag: Randa - Palma - Coll de Sa Creu - Galilea ( 241 KM | 2.358 HM)
13 Tag: Westküste und Sant Elm (262 KM | 3.564 HM)
14 Tag: Randa - Sant Salvador - Arta - Port de Pollenca (215 KM | 1.722 HM)
15 Tag: Abreise (0 KM | 0 HM)


Tag 01: Montag, 07.04.2008
Anreise

Was gibt es über einen Anreisetag zu berichten? Eigentlich nichts Spektakuläres, wir haben zwei schöne (miteinander verbundene) Doppelzimmer erhalten und unsere Räder gemietet bzw. Malle-Ralle hat sein eigenes Rad zusammengebaut. Bei der Mietradausgabe haben wir uns spontan für ein Mini-Radpaket von Bicycle Holidays Max Hürzeler entschieden. Somit durften wir das Mietrad im Radzelt unterstellen und außerdem waren wir noch gegen Unfall und Diebstahl versichert. Nachdem die eigenen Sättel und Pedale angebracht wurden, konnten wir das Rad im Zelt unterstellen und entspannt zurück ins Hotel spazieren, bevor es dann um 20:00 Uhr das erste reichhaltige und leckere Abendessen gab.

Nach dem Essen wurde noch die Tour für den nächsten Tag geplant, bevor ich dann meine erste Nacht mit Winne im Doppelbett verbringen durfte. Eine Erfahrung, die meiner Meinung nach überschätzt wird :-)

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Einen Blick auf auf unsere Hotelanlage


Tag 02: Dienstag, 08.04.2008
Cala d'Or - Sant Salvador

Tour: Alcudia - Can Picafort - Sa Vall - Manacor - Sant Llorenc - Son Servera - Cala Millor - Porto Cristo - S'Horta - Cala d'Or - Felanitx - 4 x Sant Salvador - Petra - Can Picafort - Alcudia

Als erste Tour suchten wir uns eine der schönsten Buchten der gesamten Ostküste aus, der Badeort Cala d'Or. Aus Trainingssicht ist die Anfahrt eher unspektakulär, dachten wir zumindest. Durch unseren kleinen Umweg über Sant Llorenc und den weiteren Verlauf an der Ostküste entlang, hatten wir in Cala d'Or schon einige Höhenmeter auf unserer Habenseite. Als ich die Bucht mit Sandstrand und blauem Wasser erblickte, hatte ich sofort ein Déjà-vu, die selbe atemberaubende Aussicht und das gleiche Wetter wie im Jahr 2006. Eine nähere Umschreibung der Bucht und des Wetters erspar ich mir an dieser Stelle und lass die unten aufgeführten Fotos sprechen.

Meine Radkollegen machten hier eine kurze Mittagspause und füllten in einem Strandcafé ihre Kohlenhydratspeicher wieder auf, während ich mich auf den Weg in Richtung Sant Salvador machte. Dort angekommen dachte ich mir, wenn ich schon mal da bin, kann ich auch gleich öfters hoch fahren. Bei meiner dritten Abfahrt kam mir Winne entgegen, welcher nun auch noch den Sant Salvador erklimmen wollte. Ich fuhr die Abfahrt zu Ende und machte mich ein viertes und letztes Mal daran, dem Kloster entgegen zu klettern. Oben haben wir uns wieder getroffen und sind anschließend gemeinsam nach Petra gefahren. Im bekanntesten Marktcafé der Insel haben wir dann Martin und Ralph nur knapp verpasst, wir machten dennoch eine kurze Pause. Bei noch kräftigen Sonnenstrahlen tranken wir (nach altem Brauch) jeder ein Cola, bevor wir dann die letzten Kilometer in Richtung Alcudia in Angriff nahmen. Der erste Tag war aufgrund der Eindrücke und des Wetters mehr als nur gelungen und ließ uns auf zwei schöne Wochen hoffen.

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Winne und Ralph in der Bucht von Cala d'Or

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Sant Salvador



Tag 03: Mittwoch, 09.04.2008
Valldemossa - Port de Valldemossa - Cala de Deia - Coll de Soller - Orient

Tour: Alcudia - Sa Pobla - Llubi - Santa Maria - Palmanjola - Valldemossa - Port de Valldemossa - Deia - Cala de Deia - Soller - Col de Soller - Orient - Lloseta - Binissalem - Consell - Llubi - Sa Pobla - Alcudia

Nach der Ostküstentour vom Vortag war es nur logisch, dass am zweiten Trainingstag eine Tour an die Westküste anstand. Geplant – gefahren! Natürlich wollten wir am zweiten Tag noch nicht die gesamte Westküste der Länge nach (von Nord nach Süd) befahren, so suchten wir uns eine der zahlreichen Auffahrten aus. Unsere Entscheidung fiel auf Valldemossa. Nachdem das sehr bekannte und von Touristen belagerte Bergdorf erreicht war, machten wir uns ohne Umwege auf den Weg nach Port de Valldemossa. Der Hafen von Valldemossa ist nämlich sehr viel ruhiger und idyllischer als der eigentliche Ort. Als Nachteil (oder Vorteil - je nach Sichtweise) ist noch anzumerken, dass man an der Westküste immer einige Höhenmeter runter und später wieder hoch fahren muss, um an den Hafen zu kommen. Aber gerade diese Straße (welche runter zum Hafen führt) ist sehr eng, steil und sehr beeindruckend. Ich habe mal versucht mit einer Hand am Lenker und einer an der Digicam die Abfahrt zu filmen. Das Ergebnis war jedoch sehr bescheiden, da ich ständig die zweite Hand (mit der Digicam) zum Bremsen zur Hilfe nehmen musste. Unten angekommen stand dasselbe Szenario wie am Vortag an; die anderen verschlangen ein leckeres Mittagessen, während ich mich auf den Weg zur nächsten Herausforderung machte.

Ich fuhr nun weiter in Richtung Soller und nahm noch meine Lieblingsbucht Cala de Deia mit, welche mir nochmals ein paar Höhenmeter und Fotos zusätzlich einbrachte. In Soller nahm ich dann den sehr schönen und gleichmäßigen Anstieg vom Coll de Soller unter die Räder. Wer sich in Malle auskennt weiß, dass man nach der Abfahrt durch Bunyola fährt und natürlich konnte ich nicht anders, als noch über den Orient zu fahren. Nach dieser letzten bergigen Herausforderung musste ich noch meine navigatorischen Fähigkeiten unter Beweis stellen und in Consell die gut versteckte Abzweigung zum Gartenweg (zwischen Santa Maria und Llubi) finden. Aber auch das konnte mich an diesem gelungen Trainingstag nicht mehr aufhalten, so bin ich spät abends in Alcudia angekommen und hab noch nicht einmal das Abendessen versäumt – zum Glück :-)

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Was gab es da wohl zu sehen?

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Hab ein tolles Spinning- bzw. Indoor-Rad entdeckt, sogar in meiner Lieblingsfarbe :-)

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Die enge Straße nach Port de Valldemossa

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Die beeindruckende Bucht in Cala de Deia



Tag 04: Donnerstag, 10.04.2008
Cap Vermell - Cala Ratjada - Cala Mesquida - Santa Maria

Tour: Alcudia - Can Picafort - Arta - Canyamel - Cap Vermell - Capdepera - Cala Ratjada - Cala Mesquida - Capdepera - Son Servera - Sant Llorenc - Manacor - Sa Val - Petra - Sineu - Llubi - Santa Maria - Llubi - Sa Pobla - Alcudia

Für diesen Tag hatten wir uns drei völlig neue Ziele ausgesucht, zumindest ich war bis dahin noch nie am Cap Vermell, in Cala Ratjada und in Cala Mesquida. Die Route führte uns über Arta in Richtung Cap Vermell oder zumindest fast in diese Richtung. Leider hat unser Hauptnavigator Martin eine Abfahrt versäumt und somit verfehlten wir unser Ziel Cap Vermell um nur wenige Meter (nicht weitersagen). Der ganze Vorfall war jedoch nicht so schlimm, da eine ältere Frau (geschätztes Alter 115 Jahre) Martin aus der Klemme half und ihm auf einer Karte den richtigen Weg zeigte :-) Am Cap Vermell angekommen, wurden wir von einigen Touristen und vor allem einer beeindruckenden Höhlenanlage überrascht. Nach einer kurzen Besichtigung der Höhle machten wir uns daran Ziel Nr. 2 anzusteuern.

Da Cala Ratjada ganz in der Nähe lag, mussten wir auch nicht lange strampeln (hochdeutsch: pedalieren), bis wir uns am Hafen von besagtem Ort wiederfanden. Diese Touristenhochburg gehört nach Palma und El Arenal mit zu den begehrtesten Zielen für Sommerurlauber. Aber außerhalb der Badesaison war der Ort eher langweilig und so fuhren wir ohne längeres verweilen weiter in Richtung Leuchtturm. Dieser Leuchtturm von Cala Ratjada markiert den östlichsten Punkt der Insel und gehörte nach mehreren Jahren endlich mal abgehakt.

Als Belohnung an diesem Tag sollten wir nun den wunderschönen Sandstrand Cala Mesquida zu Gesicht bekommen. So wurde es uns jedenfalls von unserem Tourguide Martin versprochen und dieses Versprechen hat er hundertprozentig gehalten. Da die Sonne sich jedoch etwas zurückgezogen hatte, mussten wir unsere Phantasie noch etwas in Anspruch nehmen, um den perfekten Eindruck von diesem herrlichen Badestrand zu bekommen. Ein paar Fotos später machte ich mich alleine wieder auf den Weg, noch ein paar zusätzliche Kilometer einzufahren. Ich fuhr gegen den Wind auf der Ostküstenstraße in Richtung Süden. Über die Orte Sant Llorenc, Manacor, Petra, Sineu, Llubi und Santa Maria fuhr ich zurück nach Alcudia. Durch diese zusätzlichen Kilometer hatte ich leider verpasst, wie es sich meine Radkollegen vor dem Hotel Playa de Muro mit kühlem Weißbier gut gehen ließen. Das offizielle Statement der Betroffenen lautet: Das war selbstverständlich „Erdinger alkoholfrei". Womöglich gab es auf der Insel den Einen oder Anderen gutgläubigen oder eher schon naiven Menschen, der diese Story abgekauft hätte – ich jedenfalls war keiner davon ;-)

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Auf der Mauer, auf der Lauer in Cap Vermell

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Wenn ich auf Radsport mal keine Lust mehr habe, werde ich Tierfotograf

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Sandstrand Cala Mesquida

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Das machten meine Radkollegen, während...

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...ich noch auf dem Rad saß



Tag 05: Freitag, 11.04.2008
Westküste

Tour: Alcudia - Pollenca - Puig Major - Soller - Deia - Valldemossa - Banyalbufar - Estellencs - Andratx - Capdella - Galilea - Puigpunyent - Esporles - S'Esglieta - Palmanjola - Santa Maria - Llubi - Sa Pobla - Alcudia

Schluss mit Lustig - der erste Westküstenklassiker stand an (hierbei wird auf der Westküstenstraße das komplette Tramuntana-Gebirge durchfahren). Je nach Windrichtung wählt man zuerst die Berge und eine flache Rückfahrt oder umgekehrt. In dieser Woche waren die Vorzeichen durch den sturmartigen Südwind jedoch eindeutig, wir fuhren erst gegen den Wind durch die Berge und dann mit Rückenwind flach zurück. Beim Berghoch- und Bergabfahren ist der Wind nicht annähernd so störend als auf den 60 flachen Kilometern zwischen Esporles und Alcudia. Bei dieser Variante gegen den Uhrzeigersinn beginnt das Martyrium in Pollenca und führt gleich zu Beginn über die höchste Straße der Insel, über den Puig Major. Hat man diesen mal geschafft, kommen (nur) noch unzählige kleine Anstiege zwischen Soller und Esporles.

An diesem Tag verlief jedoch alles reibungslos und wir konnte uns sogar die Eine oder Andere "Snickers-Pause" erlauben. Die letzten 60 Kilometer waren flach und (wie erwartet) von Rückenwind gesegnet, so dass wir fast pünktlich zum Abendessen wieder an unserem reservierten Tisch saßen. Im Gegensatz zur letztjährigen Westküstentour hatten wir besseres Wetter, keine Reifenpannen und abends konnten noch alle Teilnehmer feste Nahrung zu sich nehmen. Somit war dieser Tag ein rundum gelungener und positiver Schritt nach vorne.

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Gruppenfoto auf dem Puig Major

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Die Westküste von ihrer besten Seite

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Martin und sein neuer Freund "Bagira"



Tag 06: Samstag, 12.04.2008
Manacor - Ses Saline - Randa - Santa Maria

Tour: Alcudia - Can Picafort - Manacor - Felanitx - Cas Concos - Santanyi - Es Llombards - Ses Salines - Colonia de Sant Jordi - Campos - Llucmajor - Randa - Algaida - Santa Eugenia - Santa Maria - Llubi - Sa Pobla - Alcudia

Der erste regnerische Tag war von den Wetterdiensten angekündigt worden und zwar zu Recht. Diese Vorzeichen waren dafür verantwortlich, dass ich diese Tour alleine in Angriff nehmen musste. Da ich vom Vortag auch noch genug von den Bergen hatte, sollte es eine etwas flachere Ausfahrt werden. Außerdem ist es in den Bergen bei Regen immer so kalt :-( Da ich dennoch ein paar flache Kilometer sammeln wollte, musste mich meine Tour in Richtung Süden oder Osten oder noch besser Süd-Osten führen. Ich fuhr nun über Manacor, Felanitx, Santanyi nach Ses Salines, ließ jedoch die Straße zum südlichen Cap aus.

Danach fuhr ich über Campos auf dem Standstreifen nach Llucmajor. Genau auf dieser stark befahrenen Straße fing es dann auch an zu regnen. Das Ganze kam ja (wie bereits beschrieben) nicht überraschend - was mich jedoch etwas staunen und gleichzeitig frieren ließ, war die Temperatur, welche mein Fahrradtacho plötzlich anzeigte. Ich möchte ja nicht ins Detail gehen, aber es wurde zwischenzeitlich auch eine einstellige Zahl angezeigt. Egal – wer mich kennt, weiß dass ich dennoch oder gerade deswegen noch den Randa hochgefahren bin. Nach der sehr kalten Abfahrt bin ich über Algaida und Santa Eugenia nach Santa Maria gefahren. Hier hat es zeitweiße richtig gegossen (Hochdeutsch: stark geregnet), ich war jedenfalls klitsch nass. Auf dem Gartenweg in Richtung Llubi bekam ich dann auch noch leichte Knieschmerzen, was bei diesen Temperaturen nicht verwunderlich war. Aus diesem Grund beschloss ich auch, kein Risiko einzugehen und die Tour etwas zu verkürzen. So standen an diesem Tag halt keine 200 Kilometer zu Buche, aber was soll's: Nobody is perfect!

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Die letzten Kehren auf den Randa


Tag 07: Sonntag, 13.04.2008
Calobra - Cala Tuent - Puig Major - Coll de Soller - Orient

Tour: Alcudia - Sa Pobla - Buger - Campanet - Moscari - Selva - Caimari - Sa Calobra - Cala Tuent - Puig Major - Soller - Coll de Soller - Bunyola - Orient - Lloseta - Binissalem - Consell - Llubi - Sa Pobla - Alcudia

Vorab: Geniale Tour, perfektes Wetter und eine sensationelle (von uns neu entdeckte) Bucht. Natürlich waren das jetzt drei Superlative in einem Satz, aber zu Recht. Zum ersten Mal führte uns die Tour über die vielen kleinen Bergdörfer, wie Buger, Campanet, Moscari etc. Danach folgte mein Lieblingsanstieg von Caimari zur bekanntesten Tankstelle der Insel. Das ließ mich bereits jede Menge Glückshormone ausstoßen, als dann aber noch ein einheimischer Rennradfahrer sich mit mir messen wollte sang meine Seele Halleluja :-) Diesem Mallorquini habe ich es auch zu verdanken, dass ich meinen Puls mal vollständig entfalten konnte. So ungefähr auf halber Höhe hatte ich jedoch keinen Begleiter mehr am Hinterrad. Was mich jedoch nicht abhielt, den restlichen Anstieg auch noch mit maximaler Leistung zu erklimmen. An der Tankstelle habe ich mich dann erst mal meiner Windweste und meines Trikots entledigt, welche nun geschätzte 2 Kilo schwerer waren als noch in Caimari. Hier konnte ich dann in Ruhe die Sonne genießen und meinen Puls wieder in normale Bahnen lenken.

Kurz darauf wurde uns der Blick auf die Calobrapass-Straße gegönnt, was selbst nach 5 Jahren Mallorca immer noch atemberaubend und sehr faszinierend ist. In Sa Calobra haben wir uns jedoch nicht lange aufgehalten und sind sofort in Richtung Cala Tuent aufgebrochen. In dieser Nachbarbucht von Sa Calobra waren wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nie. Vor zwei Jahren sind wir mal ein Stück in Richtung Cala Tuent gefahren, hatten dieses Vorhaben jedoch wegen der sehr schlechten Straße wieder abgebrochen. Die Abzweigung nach Cala Tuent findet man von Sa Calobra aus gesehen, nach ca. 1 Kilometer auf der rechten Seite. Die ersten beiden Kilometer bergauf waren damals auch schon gut zu fahren, aber diesmal war die darauf folgende Abfahrt in die Bucht komplett neu geteert. Diese neue Straße und vor allem dieser unglaubliche Anblick (siehe Foto) ließen meine Endorphine nun schon zum zweiten Mal Achterbahn fahren. Das Beste daran ist, zurzeit scheint es noch ein Geheimtipp zu sein, da außer ein paar Fischern nicht viele Menschen zu sehen waren. Nach Aussage der Cappuccino-Radler (Martin und Ralph) gab es jedoch einige Gäste im Fischrestaurant auf der anderen Seite der Bucht. Diese bekamen Winne und ich jedoch nicht zu sehen, da wir statt Fisch lieber Höhenmeter „fressen" wollten. Nach der Auffahrt über den Coll dels Reis ging es sofort weiter auf den Puig Major. Der anschließenden Abfahrt nach Soller folgte der schön zu fahrende Coll de Soller. Und was habe ich weiter oben bereits über Bunyola geschrieben, natürlich fährt man noch den Orient, wenn man schon mal nach Bunyola kommt. Die restliche Heimfahrt war dann identisch mit der Heimfahrt vom Mittwoch.

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Auf dem Coll dels Reis war es noch schattig, aber...

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...unten in Sa Calobra wurden wir mit Kaiserwetter belohnt

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Neuentdeckung 2008: Cala Tuent - kurz vor Sa Calobra links abbiegen und staunen

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Eine Bucht zum Träumen und staunen ;-)



Tag 08: Montag, 14.04.2008
Randa - Cala Pi - Sa Rapita - Sant Salvador

Tour: Alcudia - Sa Pobla - Llubi - Santa Eugenia - Algaida - Randa - Llucmajor - Cala Pi - Sa Rapita - Campos - Felanitx - Sant Salvador - Porreres - Villafranca - Petra - Can Picafort - Alcudia

Hätten wir ein Roadbook gehabt, wäre an diesem Tag folgender Eintrag zu lesen gewesen: Als Ziel für die Mittagspause wird der südliche Küstenort Sa Rapita angefahren. Da wir von Algaida aus in Richtung Llucmajor unterwegs waren, musste man sich das Mittagessen jedoch erst noch mit einer Auffahrt auf den Randa verdienen. In Llucmajor trennten sich unsere Wege kurzfristig, während die hungrige Gruppe den direkten Weg nach Sa Rapita wählte, nahm ich noch einen kleinen Umweg in Kauf. Ich fuhr noch (wie vor zwei Jahren) die idyllische und verkehrsarme Straße nach Cala Pi. Das "Warum", dürfte angesichts der unten präsentierten Fotos hinfällig sein. Die türkisfarbene Bucht ist einfach ein Blickfang und man verspürt das Gefühl sofort ins Wasser springen zu müssen, was ich natürlich nicht gemacht habe :-) Nach dem Fotoshooting bin ich unverzüglich auch nach Sa Rapita gefahren und habe meine nun gesättigte Gruppe im Freien vor einem Restaurant sitzend vorgefunden. Eine Cola später fuhren wir gemeinsam nach Campos, wo sich unsere Wege schon wieder trennten. Ab hier wollte ich noch etwas zusätzliche Kilometer und Höhenmeter sammeln und fuhr deshalb noch nach Felanitx.

Das Wetter hatte sich mittlerweile zugezogen und noch vor Felanitx fing es an leicht zu regnen. Da jedoch (ungelogen) der Sant Salvador von der Sonne angestrahlt bzw. angeleuchtet wurde, nahm ich dieses Zeichen an und fuhr noch zum Kloster hoch. Anmerkung: Hätte ich übrigens auch bei einer schwarzen Wolke und Regen gemacht. Von oben war deutlich zu sehen, wo es dunkel und regnerisch oder wo es schon wieder am aufhellen war. Der direkte und auch hellere Weg bot sich mir in Richtung Petra an, welchen ich natürlich nicht genommen habe. Stattdessen entschied ich mich für den dunklen und bewölkten Umweg über Porreres. Martin bezeichnet alle Straßen um diesen Ort als "Regenstrecke" und das nicht zu Unrecht. Auf halber Höhe fing es tatsächlich an sintflutartig zu regnen und noch vor Porreres fuhr ich durch kleinere Seen bzw. Binnengewässer welche sich auf der Straße gebildet hatten. Von dort aus führte mich meine Route über Villafranca nach Petra und just auf diesem Weg wurde ich zweimal überrascht. Zum Einen kam aus (heiterem Himmel) die Sonne wieder zum Vorschein und zum Anderen fuhr ich auf eine Radgruppe auf, welche drei Fahrer zählte und welche meiner Trainingsgruppe ähnelte. Da ich jedoch einen großen Umweg und noch auf den Sant Salvador gefahren bin, konnte das wohl kaum sein – oder? Je näher ich kam, umso sicherer wurde ich mir und tatsächlich sie waren es. Die einleuchtende Erklärung: Da meine ehrenwerten Radfreunde den Regen lieben, wie der Vampir den Knoblauch – sind sie in Porreres irgendwo untergestanden und haben gewartet bis kein Tropfen mehr die Erde berührte. So hatten sich unsere Wege an diesem Tag zweimal getrennt und geplant oder ungeplant wieder gekreuzt. Es ist und bleibt halt immer noch eine Insel und man läuft bzw. fährt sich immer wieder über den Weg.

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Nur wegen dieser Fotos habe ich einen kurzen Abstecher...

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...nach Cala Pi gemacht

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Blick in Richtung Sa Rapita



Tag 09: Dienstag, 15.04.2008
Westküste

Tour: Alcudia - Pollenca - Puig Major - Soller - Deia - Valldemossa - Banyalbufar - Estellencs - Andratx - Capdella - Galilea - Puigpunyent - Esporles - S'Esglieta - Palmanjola - Santa Maria - Llubi - Sa Pobla - Alcudia

Für diesen Tag hatte ich mir ein weiteres Mal den Westküstenklassiker ausgesucht. Während das Wetter eindeutig seine Zustimmung zum Ausdruck brachte, lehnten meine Radkollegen dankend ab. Somit stand meine erste Westküsten-Solofahrt an, welche ich mit möglichst wenig Pausen und schnell hinter mich bringen wollte. Den ganzen Morgen wurde ich schon von Martin und Winne aufgezogen, dass sie die 224-Kilometer-Runde letztes Jahr in einer Nettozeit von 8 Stunden und 15 Minuten absolviert hätten, was für mich nicht zu schaffen sei. Somit war klar – dass ich an diesem Tag früh zurück sein werde und auf der Balkonliege die Nachmittagssonne genießen werde ;-) Bei immer noch starkem Südwind wählte ich erneut die Route gegen den Uhrzeigersinn. Zunächst verlief alles bestens, als ich in Soller meine Jacke wieder verstaute, war es erst 11:50 Uhr. An der Tankstelle am Col de Pi habe ich zum ersten Mal kurz gehalten und meine Trinkflaschen aufgefüllt. In Andratx angekommen war es gerade mal 14:05 Uhr und ich lag sehr gut in der Zeit. Nach den letzten drei Anstiegen sollte mich ja der sehr starke Rückenwind erwarten, da ich ja den ganzen Morgen den Gegenwind aus südlicher Richtung abbekam. Kurz nach Esporles wurde mir langsam klar, dass was sehr seltenes und ärgerliches eingetreten war. Der Wind hatte tatsächlich an diesem Tag komplett gedreht und es herrschte auf einmal sehr starker Nordwind. Eigentlich ist es ja egal, aber wenn man ein einziges Mal auf Zeit fährt und vor allem schon den ganzen Morgen gegen den Wind gefahren ist, wäre etwas Rückenwind oder wenigsten Windstille schon angebracht gewesen :-( Diese letzten 60 Kilometer hatte ich mit 1 1/2 Stunden kalkuliert, was somit natürlich nicht mehr zu schaffen war. Ich habe mich jedoch der Herausforderung bzw. dem Wind gestellt und bin zwar langsamer aber dennoch energisch weitergeradelt. Diese Vorgehensweise raubte meinem Körper natürlich einige Körner und es wurde Kilometer für Kilometer immer schwerer. Zwischen Sa Pobla und Alcudia sah ich noch weit entfernt einen anderen Radfahrer, an diesen wollte ich mich nochmals rankämpfen. Beim Näherkommen stellte ich mit Überraschung fest, dass es Martin war.

Dieser berichtete mir sofort, dass Ralph einen Unfall hatte und sein (eigenes) Rad an der Gabel gebrochen sei. Ralph sei jedoch (zum Glück) unverletzt geblieben und der andere Radfahrer (welcher ihm die Vorfahrt genommen hatte) war zumindest auch nicht schwer verletzt. Im Nachhinein erfuhren wir, dass der andere Radfahrer sich durch diesen Sturz (an seinem letzten Tag bzw. auf seinen letzten 5 Kilometern) noch den Finger gebrochen hatte. Da Ralph schuldlos war, wird ihm auch der Unfallschaden durch die Versicherung des Verursachers ersetzt.

Ach ja, um auf meine Fahrzeit zurückzukommen: Durch den doppelten und somit ganztägigen Gegenwind konnte ich mein Ziel nicht ganz erreichen, bin aber dennoch nach 7 Stunden und 37 Minuten angekommen und habe (wie angekündigt) noch fast zwei Stunden die Nachmittagssonne genossen :-)

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Die gebrochene Carbon-Gabel von Ralph


Tag 10: Mittwoch, 16.04.2008
Manacor - Cap de Ses Salines - Randa - Santa Maria

Tour: Alcudia - Can Picafort - Manacor - Felanitx - Cas Concos - Santanyi - Es Llombards - Cap de Ses Salines - Ses Salines - Colonia de Sant Jordi - Campos - Llucmajor - Randa - Algaida - Santa Eugenia - Santa Maria - Llubi - Sa Pobla - Alcudia - Can Picafort - Alcudia

An diesem Tag wollten meine Radfreunde auch noch in den Süden vorstoßen, ich hatte eine fast identische Tour zwar bereits am Samstag zurückgelegt, bin natürlich aber dennoch mitgefahren. Die Anfahrt war bis kurz vor Ses Salines gleich, dort sind wir diesmal aber die 10 Kilometer zum Cap gefahren. Natürlich wurde zum hundertsten Mal der Leuchtturm und die seltsamen Steinhäufchen fotografiert, bevor wir gemeinsam nach Colonia de Sant Jordi fuhren. Hier wollten die anderen am Hafen Mittagessen, wogegen ich gleich wieder weiter nach Campos gefahren bin.

Von dort an gleicht die Heimfahrt der Samstagstour. Da mir bei der Heimfahrt von Santa Maria starker Rückenwind vergönnt war, habe ich in Alcudia die Einfahrt zum Radzelt ausgelassen und bin noch weiter nach Can Picafort gefahren. Am Ortsende machte ich wieder kehrt und ließ nun die letzen 6 Kilometer locker ausrollen. Diese zusätzlichen Kilometer nach Can Picafort und zurück, habe ich in den folgenden Tagen immer wieder mal angehängt. Mein primäres Ziel vom Mallorca-Trainingslager war ja, möglichst lange (Zeit und Kilometer) Touren abzuspulen. Somit können diese zusätzlichen 30 Minuten nicht verkehrt sein und sind für die längeren Marathoneinsätze vielleicht sogar von Nutzen.

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Wer es schafft Winne ohne grinsen zu fotografieren, hat Talent als Papparazzi (ich nicht)

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Für mich gab's nur einen Käsesemmel,...

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...aber nichts macht stärker als ein original Hürzeler-Käsesemmel



Tag 11: Donnerstag, 17.04.2008
Orient - Coll de Soller - Puig Major - Formentor

Tour: Alcudia - Sa Pobla - Buger - Campanet - Moscari - Selva - Biniamar - Lloseta - Orient - Bunyola - Coll de Soller - Soller - Puig Major - Pollenca - Port de Pollenca - Cap de Formentor - Port de Pollenca - Alcudia - Can Picafort - Alcudia

Für diesen Tag hatten die Internet-Wetterdienste gemischte Wetterverhältnisse mit gelegentlichen Schauern angekündigt. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass sich der Herausforderung Nordwestküste lediglich Winne und ich stellten. Unsere 50%-Gruppe machte sich jedoch pünktlich und auf trockenen Straßen in Richtung Bergdörfer. Nach dem die kleinen "Bodenpickel" Buger, Campanet, Moscari und Selva abgehackt waren, ging es auf einem neuen Radweg nach Lloseta. Bereits bei der Auffahrt zum Orient wurde das zuvor noch bewölkte Wetter immer besser und einige Sonnenstrahlen berührten bereits unsere Haut. Als wir den Orient hinter uns ließen, klarte es richtig auf und der Himmel war auf einmal hellblau. Nach Bunyola erklommen wir mit gleichmäßigem Tempo den Coll de Soller. Nach der Abfahrt entledigten wir uns in Soller noch unserer langen Kleidung, da es jetzt bereits richtig sonnig und heiß war.

Nun stand zum ersten Mal in diesem Trainingslager der längste Anstieg der Insel an, von Soller auf den Puig Major. Wieder fuhren wir nicht um die Wette, sondern legten die Höhendifferenz von 850 Meter schön gleichmäßig und im normalen Pulsbereich zurück. Oben trafen wir uns nach dem Tunnel, wo wir allerdings arktische Temperaturen vorfanden. Jacken an und schnell runter vom Berg, hieß unsere logische Schlussfolgerung. An der bekannten Tankstelle (Nähe Kloster Lluc) füllten wir, bei schon wieder angenehmen Temperaturen, unsere Trinkflaschen. Ab hier waren wir uns sicher, bei der letzten Herausforderung des Tages (Cap de Formentor) bleiben wir auch noch trocken. Natürlich wurden unsere innigsten Wünsche nicht erhört und die Straße zum Cap war auch in diesem Jahr noch nicht neu geteert. Egal – wir hatten ja Mieträder und sind so in feinster Mountainbike-Manier dem Leuchtturm entgegen geradelt. Am Ende der Straße angekommen, sah alles aus wie in den letzen 5 Jahren auch - wer hätte das gedacht. Das Wetter war jedoch sonnig und klar, was mich veranlasste nochmals einige Fotos zu schießen. Am Ende der Tour gab es noch die bereits erwähnten Extrakilometer nach Can Picafort und zurück.

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Nördlichster Punkt der Insel: Der Leuchtturm von Cap de Formentor

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Winne macht eine wohlverdiente Pause



Tag 12: Freitag, 18.04.2008
Randa - Palma - Coll de Sa Creu - Galilea

Tour: Alcudia - Can Picafort - Muro - Sineu - Montuiri - 2 x Randa - Llucmajor - S' Arenal - Palma - Genova - Coll de Sa Creu - Calvia - Capdella - Galilea - Puigpunyent - Esporles - S'Esglieta - Palmanjola - Santa Maria - Llubi - Sa Pobla - Alcudia - Can Picafort - Alcudia

Die Gruppe einigte sich auf die Schwerpunkte "Flach" und "Weit". Wenn man eine größere Entfernung zurücklegen möchte, immer in den Süden fahren, wenn man im Norden startet. Durch diese bahnbrechende Erkenntnis waren wir auch auf der Suche nach einem südlichen Ziel. Wir waren jedoch schon in Ses Saline, Colonia de Sant Jordi, Sa Rapita und Cala Pi. Nach dieser Aufzählung sind wir nicht an El Arenal und Palma vorbeigekommen. Juhuuu, wir fahren an den Ballermann – sofort fielen mir wieder Lieder ein, bei denen Menschen eine Zwiebel auf dem Kopf haben oder in denen rote Pferde vorkommen. Vor einen erfolgreichen Ballermannbesuch hat der liebe Gott jedoch den Schweiß gesetzt, oder so ähnlich. Jedenfalls traf die Metapher "Schweiß" in meinem Fall (mit zwei Auffahrten zum Randa) wortwörtlich zu. Nach Llucmajor kämpften wir verzweifelt gegen den stürmischen Wind an, nur die Aussicht auf die Amüsiermeile in Arenal ließ uns nicht verzweifeln. Dort angekommen, offenbarten sich die heiligen Stätten aller Party-Süchtigen: Mega-Park, Ballermann 1-15, Oberbayern und die Schinkenstraße mit dem Bierkönig. Aus letzterem erklangen lauthals Ballermann-Hits und es stolperten gelegentlich ein paar Gäste vorbei. Als wir das sahen, schaute ich mal auf die Uhr. OK alles im grünen Bereich - es war nämlich mittlerweile schon 13:30 Uhr :-) Nach einigen Fotos, inklusive einem Gruppenfoto vor dem Oberbayern, fuhren wir auf dem Küsten-Radweg weiter nach Palma. Es war wirklich sehr stürmisch an diesem Tag und der Radweg ging direkt am Meer entlang, so dass uns hin und wieder eine Flutwelle erfrischte.

Ab Palma trennten sich mal wieder die Wege, die anderen suchten sich mit Hilfe der Karte einen Ausweg in Richtung Santa Maria und ich wollte die Straße zum Coll de Sa Creu finden. Beides stellte sich als sehr schwierig heraus, ich jedenfalls habe mich auf den vierspurigen Straßen mit dem Fahrrad und der Karte in der Hand nicht wohlgefühlt. Als ich vor dem pompösen Jachthafen von Palma wieder einmal auf die Karte schaute, fing es plötzlich zu regnen an. Egal - Jacke an, Käsesemmel in den Mund und weiter! Irgendwann fand ich ein Verkehrsschild, welches grob auf meine Wunschrichtung verwies und ich nutzte die Gelegenheit um Palma endlich zu verlassen. Bei diesem Vorhaben wäre ich versehentlich noch fast auf der Autobahn gelandet. Bei diesem Stress hatte ich gar nicht bemerkt, dass es bereits wieder aufgehört hatte zu regnen. So schnell wie vorher der Regen einsetzte, so schnell und mächtig zeigte sich nun die Sonne. Auch außerhalb von Palma musste ich noch eine ganze Weile suchen bis ich den Weg gefunden hatte. Gleich zu Beginn fährt man an einer Kaserne und einer riesengroßen Militäranlage vorbei. Während der kompletten Auffahrt auf den Coll de Sa Creu kann man links und rechts der Straße militärische Warnschilder entdecken. Hier sind wir bis jetzt noch nie gefahren, aber laut Martin sollte dieser Anstieg schön zu fahren sein. Dies kann ich so bestätigen und zudem ist die Straße mit den zahlreichen Kehren in einem perfekten Zustand und wird von einer wunderschönen Landschaft umrahmt. Ein paar Schweißtropfen später (es war mittlerweile wieder richtig heiß) führte mich die Abfahrt nach Calvia und anschließend nach Capdella. Von dort aus ist die Heimfahrt identisch mit dem Rückweg des Westküstenklassikers. Nach den bereits üblichen Zusatzkilometern nach Can Picafort und zurück, zeigte mein Tageskilometerzähler die Zahl 241 an. So weit ich mich erinnern kann, bin ich bis dahin noch nie so viele Kilometer gefahren – somit war die erste Bestmarke gesetzt :-)

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Typische Malle-Touristen vor dem Oberbayern

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Ohne Worte


Tag 13: Samstag, 19.04.2008
Westküste und Sant Elm

Tour: Alcudia - Pollenca - Puig Major - Soller - Deia - Valldemossa - Banyalbufar - Estellencs - Andratx - Sant Elm - Andratx - Capdella - Galilea - Puigpunyent - Esporles - S'Esglieta - Palmanjola - Santa Maria - Llubi - Sa Pobla - Alcudia - Can Picafort - Alcudia

Nun stand mein bereits dritter Westküstenklassiker auf der Tagesordnung. Am Vorabend hatten sich bereits Martin und Winne in die Teilnehmerliste eingetragen. Als wir dann morgens beim Frühstück saßen, wurde einer immer unsicherer. Kurz vor der Abfahrt zog der „König von Mallorca" dann die Reißleine und legte sich wieder ins Bett - der Ballermannausflug am Vortag war wohl zuviel :-) So machten sich ein Bodensee'ler und ein Allgäuer an diese Herausforderung. Für mich war es ja schon zur Routine geworden und ich verglich an den verschiedenen Stationen nur noch die Uhrzeit. Da wir sehr gut in der Zeit lagen, gönnten wir uns in Valldemossa auch eine Snickers-Pause.

Beim letzten Anstieg vor Andratx trennte ich mich dann kurzzeitig von Martin, da ich noch (wie zuvor ausgemacht) nach Sant Elm fahren wollte. Von Andratx aus gesehen, sind das nochmals 9-10 Kilometer in westlicher Richtung. Dieser sehr schöne und bekannte Badeort stellt gleichzeitig auch den westlichsten Punkt der Insel dar. Wer alle Berichte aufmerksam gelesen hat (wäre ein Wunder) kann feststellen, dass ich somit den südlichsten-, nördlichsten-, östlichsten- und nun auch westlichsten Punkt der Insel angefahren hatte. Weiß zwar nicht was mir das bringen sollte – tut aber auch nicht weh :-) Nach ein paar Fotos brach ich wieder zurück nach Andratx auf. Ich erhöhte das Tempo über die letzten Anstiege etwas, so dass Martin (an der Tankstelle von Esporles) nicht allzu lange warten musste. Die Heimfahrt war diesmal wesentlich angenehmer, da wir tatsächlich mit Rückenwind belohnt wurden. Nach dem üblichen Kurzbesuch in Can Picafort, waren es diesmal 262 Tageskilometer und die Bestmarke vom Vortag war bereits wieder eingestellt.

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Leider konnten sich nur zwei Fahrer für den Westküstenklassiker begeistern

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Von Andratx aus machte ich noch einen Abstecher nach Sant Elm



Tag 14: Sonntag, 20.04.2008
Randa - Sant Salvador - Arta - Port de Pollenca

Tour: Alcudia - Sa Pobla - Llubi - Santa Maria - Santa Eugenia - Algaida - Randa - Llucmajor - Porreres - Felanitx - Sant Salvador - Felanitx - Petra - Arta - Can Picafort - Alcudia - Port de Pollenca - Alcudia

Am liebsten würde ich diesen Tag verschweigen, es war mit Sicherheit der schwierigste. Alle Wetterberichte waren sich am Vortag bereits über die Wetterlage einig: Vereinzelte Gewitter und jede Menge Regen. Ich wollte die 2.800 Gesamtkilometer erreichen und hiefür fehlten noch 215 Kilometer. Also war klar – das wird bei allen Witterungsverhältnissen durchgezogen. Dementsprechend habe ich mich angezogen. Obwohl es morgens noch trocken und nicht so kalt war bin ich mit langen Hosen, langer Jacke, langen Handschuhen und mit Überschuhen aus Neopren weggefahren. Ich habe es über Santa Maria bis nach Santa Eugenia geschafft, bevor es dann kurz Vor Algaida angefangen hat zu regnen. Danach fuhr ich ohne sonderlich viel zu sehen den vernebelten Randa hoch und wieder runter. Bei der Abfahrt haben einen die Sturmböen beinahe vom Fahrrad geblasen. Über Llucmajor fuhr ich dann bei strömendem Regen nach Porreres und anschließend nach Felanitx. Während der Auffahrt zum Sant Salvador wurde das Wetter bereits besser und es regnete nur noch leicht. Als ich dann in Richtung Petra unterwegs war hörte der Regen sogar ganz auf, jedoch war zu dieser Zeit bereits völlig durchnässt und es war sehr kalt. Nachdem ich noch einige Kilometer sammeln musste, fuhr ich nach Arta und anschließend nach Alcudia.

Was ich bis jetzt vergessen hatte zu erwähnen: Ich hatte den ganzen Tag über einen schleichenden Plattfuß und musste mehrmals meine Luftpumpe zur Hand nehmen. Da der Luftdruck jedoch immer wieder für ca. 50 Kilometer anhielt, wollte ich meinen einzigen Ersatzschlauch nicht verbrauchen. Letztendlich habe ich diesen heute noch, da ich irgendwann zu nass und faul zum wechseln war. In Alcudia angekommen hatte ich meine Kilometer noch nicht zusammen, aber auch keine Luft mehr im Reifen. So bin ich kurz zum Radzelt gefahren, habe 8 Bar in meinen Hinterreifen gepumpt und bin weiter nach Port de Pollenca und anschließend wieder zurück gefahren. Geschafft: 215 Tages- und 2.800 Gesamtkilometer! Nun habe ich noch schnell mein Fahrrad geputzt und (mit einem schleichenden Plattfuß, quietschenden Lenkkopflager und einer sandigen, fast fettfreien Kette) abgegeben.

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Da waren aber manche froh, dass die...

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...beiden Trainingswochen zu Ende gingen :-)


Tag 15: Montag, 21.04.2008
Abreise

An diesem letzen Morgen fehlt es mir etwas an Schlaf, da zwei Mallorca-Touris (nennen wir Sie mal Malle-Ralle und König von Mallorca) in unserem Zimmer singend und weintrinkend eine Ballermann-Party gefeiert haben. Dennoch habe ich das letzte reichhaltige Frühstück mit vielen Chocolatas (Nutella-Ersatz) genossen und bin dank einiger Tassen Kaffee doch noch wach geworden. Nach einem kleinen Shopping-Kreuzzug durch die Touri-Läden und den Hüzeler-Shop, habe ich dann zu Ende gepackt und an der Rezeption ausgecheckt. Am Flughafen musste ich noch unzählige Stangen Zigaretten einkaufen (nicht für mich), bevor wir dann ohne Verzögerung den Flieger betreten konnten. Nachdem die letzten drei Passagiere durch einen tosenden Applaus und Trompeten begrüßt worden sind, ging es auch gleich los.

Nachdem wir uns im Allgäu Airport nicht verlaufen hatten und auch alle Gepäckstücke auf dem einzigen Förderband lagen, konnte wir die Heimfahrt antreten. Mein Bruder Chrisu hat uns abgeholt und ein anstrengendes aber schönes Trainingslager ging somit zu Ende.

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Ein Blick aus dem Flugzeug auf Palma



Anstiege 2008
Sant Salvador (6x), Randa (6x), Puig Major (5x), Galilea (4x), Coll de Soller (3x), Orient (3x), Calobra-Pass, Cap Formentor, Coll de Sa Creu, Cala de Deia und Port de Valldemossa